Vom Winde verweht

28 11 2011

17. November – 28. November 2011

Route: Christchurch – Mt. Somers – Lake Tekapo – Mt. Cook – Twizel – Oamaru – Moeraki – Dunedin – Otago Central Rail Trail (Velotour von Middlemarch – Alexandra) – Dunedin –Otago Peninsula – Dunedin

Die Tage vergehen irgendwie immer schneller, wahrscheinlich auch deshalb weil wir in der letzten Zeit doch so einiges draussen in der wunderschönen Natur Neuseelands unternehmen konnten. Zuerst einmal stand aber noch der Camper-Austausch auf dem Programm. Seit dem 17. November sind wir nun mit einem neueren Büsli unterwegs. Gemietet hatten wir ja eigentlich die Budget Variante, doch seit dem Austausch steht uns die Deluxe Variante zur Verfügung. Da kein anderer Camper in Christchurch vorhanden war, kriegten wir halt ein kostenloses Upgrade :-). Darüber sind wir natürlich auch nicht traurig und jeden Abend verwandelt sich das Büsli gemäss Bidu in eine Penthouse-Suite. Nach dem Umräumen der Sachen (es war unglaublich was sich seit wir hier unterwegs sind, alles angesammelt hat), fuhren wir direkt weiter nach Mt. Somers. Hier gab es nicht allzu viel zu sehen, doch um direkt zum Lake Tekapo zu fahren, war es uns zu weit. So legten wir in diesem verschlafenen Nest einen kleinen Zwischenstopp ein, bevor es am nächsten Morgen direkt zum Lake Tekapo weiter ging.

Der Lake Tekapo (710 MüM), mit seinem gleichnamigen Ort (318 Einwohner), ist jährlich für tausende von Besuchern ein beliebter Ausflugsort. Der See leuchtet einem wunderschön türkisfarben entgegen. Der Grund dafür ist, dass es im Wasser feine Sedimente hat. Das so genannte „Steinmehl“ entstand, als sich ein Gletscher übers Land wälzte – während die Steine am Grund des Gletschers das Seebecken aushöhlten, wurden die aneinander reibenden Steine zu feinen Partikeln zermalmt, die sich schliesslich nach der Gletscherschmelze im Wasser auflösten. Die Sedimente geben dem Wasser eine milchige Konsistenz und reflektieren das Sonnenlicht – hierdurch entsteht die leuchtende Farbe. Überall am Seeufer blühen zurzeit Lupinen in allen Farben, was die ganze Gegend nochmals verschönert. Wir besichtigten die Church of the Good Shepherd, welche wegen ihrer perfekten Lage für Brautpaare ein sehr beliebter Ort zum Heiraten ist. Danach wanderten wir noch den Mt. John (1043 MüM) hoch, von welchem aus man wieder einmal eine tolle Aussicht über den See hatte. Die Nacht war bitterkalt und beide waren wir froh, als es wieder Morgen wurde. Heute wollten wir zum Mt. Cook, da so ein schneebedeckter Berg doch immer wieder etwas Magisches für uns hat. Dieser liegt im Aoraki / Mt. Cook National Park, welcher sich auf 700 km2 erstreckt. In Neuseeland gibt es 27 Dreitausender und 22 davon liegen in diesem Park. Alle Berge blicken zum mächtigen Mt. Cook empor – mit 3755 MüM der höchste Berg Australasiens. Man bemerkte sehr gut, dass wir bei einem Touristen – Hotspot angelangt waren. Der Parkplatz war schon vor 10.00 Uhr fast rappel voll. Da es mehrere Wanderungen hat, die absolviert werden können, entschieden wir uns für den Weg ins Hooker Valley und zum gleichnamigen Gletscher inkl. See. Anspruchsvoll war diese nicht wirklich, doch die Aussicht auf den Mt. Cook war einfach fantastisch. Als wir beim Gletschersee angelangt waren, badete Bidu sogar seine Füsse im eisig kalten Wasser. Zurück auf dem Parkplatz wollten wir die Aussicht auf die Berge mit dem „ewigen“ Eis noch etwas Länger geniessen und so kochten wir dort ein verspätetes Zmittag. Die Nacht verbrachten wir im nächstgelegenen Ort vom National Park, in Twizel.

So wunderschön sonnig wie die letzten Tage waren, zeigte sich der 20. November von seiner weniger schönen Seite. Es regnete in Strömen und somit verbrachten wir einen Tag in Oamaru. Dort war gerade noch ein viktorianisches Fest im Gange, welchem wir einen Besuch abstatteten. Gegen Abend fuhren wir noch zum Bushy Beach hinaus, wo es Gelbaugen-Pinguine hat. Während der Dämmerung kommen diese an Land, um zu ihren Nestern zu gelangen. Momentan ist gerade Brutzeit. Die Pinguine nisten nicht etwa direkt am Strand, sondern verziehen sich in die nahe gelegenen Hügeln. Zu sehen bekamen wir nicht so viele Exemplare dieser menschenscheuen Tiere. Nur 30 km von Oamaru entfernt, befinden sich die beinahe kugelrunden Moeraki Boulders. Die bis zu 2 m Durchmesser aufweisenden Felsen liegen teilweise versunken an der Gezeitenlinie im Sand. Es gibt sogar eine Erklärung dafür warum diese Steine so ungewöhnlich geformt sind, auch wenn dieser Prozess vor über 60 Millionen Jahre begonnen hatte. Einst lagen diese tief in den Schieferklippen an Land. Während die Brandung die Klippen auswusch, fielen die glatten Steinkugeln heraus und bildeten als Folge weiterer Erosionen ihre auffällige Oberfläche. Ursprünglich bestanden die Felsen aus einem Kalkristallkern, der Minerale aus der näheren Umgebung anzog und sich so vergrösserte. Es ist unglaublich was wir alles auf dieser Reise lernen ;-)! Wir betrachteten dieses Naturwunder gegen Abend und dann am Morgen nochmals. Leider war der Sonnenaufgang etwas früher als wir dachten und so erreichten wir die Boulders bereits bei strahlendem Sonnenschein.

Nun war es wieder einmal an der Zeit ein paar Tage am selben Ort zu verweilen. Wir entschieden uns dies in Dunedin zu machen. Die Stadt wurde einst von schottischen Siedlern gegründet und trägt den Beinamen „Edinburgh des Südens“. Es hat viele imposante Bauwerke aber ganz besonders sticht die Dunedin Railway Station heraus. Einen solch schönen Bahnhof mit Mosaikboden haben wir bis jetzt noch nicht gesehen. Der 1906 eröffnete Bahnhof ist der Ausgangpunkt für die Bahnstrecke der Taieri Gorge Railway. Also nicht ein alltäglicher Bahnhof wie zum Beispiel der Hauptbahnhof in Bern. Ganz untätig wollten wir dann doch nicht sein und organisierten von hier aus eine Velotour. Der Otago Central Rail Trail ist eine im Jahre 1990 stillgelegte Eisenbahnstrecke, welche von Middlemarch bis Clyde zu Fuss, auf dem Pferdrücken oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden kann. Im Lonely Planet wir empfohlen die 150 km lange Strecke in 3 bis 5 Tagen zurückzulegen. So viel Zeit wollten wir nicht aufbringen und entschieden uns von Middlemarch – Alexandra (142 km) in 2 Tagen zu fahren. Natürlich waren wir voll und ganz davon überzeugt, dass dies eigentlich kein Problem für uns darstellen wird, da wir ja in der Schweiz auch ab und zu auf längere Fahrradtouren gehen. Doch eben hatten wir die Rechnung ohne den Feind namens Wind gemacht. Gut gelaunt nahmen wir am Donnerstagmorgen in Middlemarch unsere gemieteten Räder entgegen. Rasch das Gepäck in den Fahrradtaschen verstauen und die ersten 60 km bis nach Ranfurly konnten in Angriff genommen werden. Was für ein tolles Gefühl nach fast 8 Monaten wieder einmal für längere Zeit im Fahrradsattel zu sitzen. Das Wetter meinte es auch gut und so fuhren wir durch eine herrlich abgelegene Landschaft. Eben ja und dann kam nach einigen Kilometern der Wind dazu. Wind ist ja schon gut und recht aber wenn dieser nur gegen einem bläst, ist es nicht so lustig. Einige Leute die wir unterwegs kreuzten, erzählten uns, dass sie viel zu schnell unterwegs seien und noch bremsen müssten. Hmmm ja, auf solche Sprüche hätten wir getrost verzichten können. Am späteren Nachmittag erreichten wir unser Nachtlager in Ranfurly. Wir hatten dort ein Cabin auf einem Campingplatz gemietet. Viel zu sehen gab es in diesem Goldgräber-Örtchen nicht und somit verzogen wir uns recht früh ins Bett, natürlich mit dem Gedanken, dass der Wind über Nacht nachlassen würde. Nichts war mit weniger Wind, dieser wurde über Nacht nur noch viel stärker. Gutenmutes schwangen wir uns wieder auf unsere Räder und fuhren los. Es war hart vorwärts zu kommen, doch wussten wir, dass es nach 18 km nur noch flach oder bergabgehen sollte. Als wir dann endlich den höchsten Punkt erreicht hatten, waren wir glücklich und dachten, jetzt kann es nur noch besser werden. Doch was dann kam war wirklich nicht fair. Der Wind wurde noch stärker und er blies uns fast vom Rad. Zum Teil kamen wir fast gar nicht mehr vorwärts. Irgendwie schafften wir die 82 km bis nach Alexandra und gaben unsere Räder pünktlich zurück. Wir waren glaube ich selten so froh wie an diesem Freitagnachmittag das Ziel erreicht zu haben. Zu Beginn unserer Reise, in Quito, hatten wir ein Schweizer-Pärchen kennengelernt die mit dem Fahrrad durch Südamerika reisen. Ein paar Mal haben wir an Milena und Oli gedacht, die wahrscheinlich ab und zu einmal gegen den Wind fahren mussten. Und eben 8 Monate ohne Radfahren ist halt schon eine recht lange Zeit und auch unsere Hinterteile waren an die Form eines Sattels nicht mehr so gewöhnt. Wir geben es zu, wir konnten an diesem Abend fast nicht mehr normal auf einem Stuhl sitzen :-). Später wurde uns dann auch gesagt, dass dieser starke Wind, welcher über das ganze Land hinweg zog, nicht üblich sei!!!

Nach diesem tollen Ausflug, es hat uns wirklich Spass gemacht :-), fuhren wir wieder zurück nach Dunedin. Von hier aus machten wir am Sonntag noch einen Ausflug auf die Otago Peninsula. Hier konnten wir nochmals Gelbaugen-Pinguine und neuseeländische Seelöwen beobachten. Diese versteckten sich am wunderschönen Sandfly Bay.

Am Dienstag reisen wir weiter Richtung Catlins Coast, wo wir bereits viel Schönes darüber gehört haben. Wir sind gespannt was wir auf dieser Strecke wieder alles zu sehen bekommen. Dieses Mal schreibe ich nichts mehr von sommerlichen Grüssen, da die Temperaturen seit dem letzten Bericht doch manchmal eher wie Herbst als Sommer waren.

Liebe Grüsse aus Dunedin und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo

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