Wandern ist des Müllers Lust

21 12 2011

7. Dezember – 22. Dezember 2011

Route: Wanaka – Mt. Aspiring National Park – Haast Pass – Copland Track Fox Glacier – Franz Josef Glacier – Okarito – Hokitika – Lake Kaniere – Punakaiki – Greymouth – Arthur’s Pass Christchurch

Bevor es an die Westküste ging, legten wir in Wanaka einen mehrtägigen Stopp ein. Das Städtchen liegt wunderschön am gleichnamigen See und bietet im Sommer viele Wandermöglichkeiten sowie im Winter kann man in der Umgebung Skifahren gehen. Das Wetter präsentierte sich endlich von seiner sommerlichen Seite und so entschieden wir uns zuerst in den 51 km entfernten Mt. Aspiring National Park zu fahren. Dort wanderten wir zum Rob Roy Glacier und staunten wieder einmal mehr über die faszinierende Bergwelt. Da es dort hinten so schön und einsam war (speziell am Abend als alle anderen Touristen wieder weggefahren waren), schliefen wir auf dem Parkplatz. Eigentlich planten wir am nächsten Tag noch eine weitere, etwas leichtere Wanderung im Park zu unternehmen, doch irgendwie reizte uns der Mt. Roy kurz vor Wanaka dann doch etwas mehr. So fuhren wir frühmorgens wieder zurück und machten uns auf den 1578 MüM gelegenen Gipfel des Mt. Roy. Die über 1000 Höhenmeter zu bewältigen, erforderten doch die einte oder andere Schweissperle. Bereits beim Aufstieg war die Aussicht über den See und den National Park unbeschreiblich schön. Somit hatte sich das Schwitzen mehr als nur gelohnt. Den dritten und letzten Tag liessen wir dann ein wenig gemächlicher angehen. Zuerst spazierten wir an der Seepromenade entlang, bevor wir uns in die nahe gelegene Brauerei Beerworks begaben. Es war so heiss draussen, dass eine Erfrischung nötig war. Beerworks wird von einer Schweizerin und einem Belgier geführt und ist nur eine kleine Brauerei aber dafür mit sehr gutem Bier.

Danach machten wir uns über den Haast Pass auf, um an die Westküste zu gelangen. Diese Küste gehört zugleich zur Schlussetappe unserer Reise durch Neuseeland. Diese Fahrt lohnt sich wirklich bei gutem Wetter zurückzulegen, da man viele Möglichkeiten hat, um einen kürzeren oder auch längeren Stopp einzulegen. Kurz vor der Passhöhe befinden sich die Blue Pools. Ein kurzer Spaziergang durch den Wald führt zu einem eiskalten, leuchtend blauen Bach, der aus einer engen Schlucht sprudelt. Der Haast Pass ist mit 563 MüM der tiefst gelegenste Strassenpass der Neuseeländischen Alpen. Als wir nach der Passhöhe Richtung Haast hinunter fuhren, bemerkten wir gut, dass die Vegetation von der eher trockenen Graslandschaft Central Otagos, zu den tiefgrünen und üppigen Regenwäldern der Westküste wechselte. Die Westküste wir oftmals auch als Wetcoast (Nassküste) bezeichnet. Mal schauen, ob sich dieser Übername auch für uns bewahrheitet, wir hoffen natürlich nicht. Im Ort Haast gibt es nicht wirklich viel zu sehen, doch um einen Kaffeestopp einzulegen eignet sich das Dörfchen gut. Von hier aus waren es noch ca. 80 Kilometer bis zu unserem Tagesziel dem Startpunkt des Copland Tracks. Doch eben auch auf dieser Strecke lohnt sich der eine oder andere Stopp. Beim Ship Creek gibt es eine Dünenlandschaft und einen Strand der voll von Treibholz ist. Etwas weiter weg befindet sich das beliebte Fotomotiv Knights Point, der nach dem Hund eines Landvermessers benannt ist :-). Die grosse Wassertiefe direkt vor der Küste macht dies zu einem bevorzugten Futterplatz für Robben, Vögel und Wale. Nach so langer Zeit im Auto kam der Monroe Beach Walk kurz vor unserem Tagesziel gerade richtig. Ein wunderschöner Weg führt durch den Bush an einen Kiesstrand wo Pelzrobben und die seltenen Dickschnabelpinguine ihren Nachwuchs aufziehen. Leider hatten wir heute kein Glück und wir sahen keines der beiden Tiere. Trotzdem lohnte sich der Spaziergang.

Bereits in der Nacht fing es zu regnen an und der Morgen präsentierte sich immer noch regnerisch und trüb. Dies hielt uns aber nicht davon ab, die beliebte 2-tägige Wanderung zur Welcome Flat Hut mit ihren Hot Springs in Angriff zu nehmen. Die Hütte liegt auf dem Copland Track, welcher bis nach Aoraki Mount Cook Village führt. Wir starteten nicht all zu früh am Morgen, da wir in der Hoffnung waren, dass es doch noch aufhört zu regnen. Kurz vor 10.00 Uhr entschieden wir uns, trotz Regen los zu laufen, da 17 km / ca. 7 Stunden Wanderzeit vor uns lagen. Der Pfad führte am Karangarua und Copland River entlang, wobei wir unterwegs zahlreiche Bäche, zum Teil mit oder ohne Schuhe, durchqueren mussten. Da der Regen das Terrain aufgeweicht hat, mussten wir schauen, dass wir auf den vielen Steinen nicht ausrutschten. Dies war manchmal gar nicht so einfach, also natürlich wieder nur für mich (Elä) ;-)! Als wir endlich, nach fast 7 Stunden, die Hütte erreichten, gingen wir als erstes in die natürlichen heissen Quellen baden. Leider hatte das ganze einen Hacken und ihr könnt 3x raten wer uns den ganzen Spass vermiesen wollte. Klar die lästigen Sandfliegen, die sich auch noch hoch oben in den Bergen wohl fühlen. Da der Copland Track nicht zu den Great Walks gehört, hat es auch nicht so viele Leute, die diesen absolvieren und die Hütte muss man auch nicht zum Voraus buchen. Wir waren in dieser Nacht nur 8 Personen (davon 4 Schweizer) die in der Hütte übernachteten. Platz hätte es für 31 Leute. Es wurde ein unterhaltsamer Abend, da Marco und Eugen die 2 anderen Schweizer aus Horw und Luzern mit dem Fahrrad durch Neuseeland reisen. So erzählten sie uns doch die einte oder andere lustige Geschichte. Als es dann dunkel wurde, verschwanden auch die Sandfliegen und so konnte man sich doch nochmals in das warme Gewässer wagen. Tagwache war früh, da wir alle im Laufe des Nachmittags wieder unten im Tal sein wollten. Die gleiche Strecke ging’s dann auch zurück, nur dieses Mal bei strahlendem Sonnenschein. Die wunderschöne Berglandschaft war kaum wiederzuerkennen und es ging auch etwas einfacher zu laufen, da nicht mehr alles ganz so nass und glitschig war wie am Vortag. Am meisten Spass machte uns, über die 2 langen Hängebrücken zu laufen und in den tobenden Fluss unter uns zu schauen. Glücklich und etwas müde durchquerten wir um 14.00 Uhr den letzten Fluss und machten uns danach auf, zu einem nahe gelegenen Motel mit Stellplätzen, da wir wieder einmal unsere Wäsche waschen und duschen mussten! Den Copland Track http://www.doc.govt.nz/parks-and-recreation/tracks-and-walks/west-coast/glaciers/copland-track können wir nur weiterempfehlen.

Nun war es an der Zeit den 2 bekanntesten Gletschern Neuseelands einen Besuch abzustatten. Als erstes lag der Fox Glacier auf dem Weg. Der Weg, welcher zum Gletscher führte, war an diesem Tag gesperrt. Somit liefen wir zu einem anderen Aussichtspunkt und betrachteten die Gletscherzunge halt nur von weitem. Fast jeder Bildband über Neuseeland enthält ein Foto vom Lake Matheson. In dem spiegeln sich der Mount Cook und der Mount Tasman. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und hofften natürlich, dass wir dies auch zu sehen bekommen. Leider waren die 2 Berge in eine dicke Wolkenschicht eingehüllt und nur ganz kurz bekamen wir die Beiden zu Gesicht. Im See spiegelte sich natürlich nichts aber der Rundweg war trotzdem sehr schön gewesen. Franz Josef liegt nur 25 km von Fox entfernt. Dort hatten wir etwas mehr Glück und wir konnten zum Gletschertor hinauf laufen. Der Pfad verläuft durch ein 5 km langes Tal, welches durch den Gletscherrückzug entstanden ist. Es ist schon immer wieder imposant, Gletscher aus nächster Nähe zu sehen und wir hoffen immer noch, dass diese dem Klimawandel nicht ganz zum Opfer fallen. Den Abend sowie die Nacht verbrachten wir im gleichnamigen Dorf Franz Josef welches eindeutig wohl nur vom Tourismus lebt. In der Nacht begann es zu regnen was ja nichts Spezielles ist. Es goss aber etwa 24 Stunden lang durchgehend wie aus Kübeln und in dieser Zeit fielen in dieser Region gegen 300 mm Regen. Im Norden der Südinsel, im Abel Tasman National Park, mussten sogar mehrere Personen von den Campingplätzen per Helikopter evakuiert werden, da das Wasser überall war. Diesen Tag verbrachten wir in der Küche des Campingplatzes, da es dort am trockensten war. Unser Camper war nach einer gewissen Zeit nicht mehr ganz an allen Stellen gleich gut dicht 🙂 .

Wie der Regen gekommen ist, verzog er sich auch wieder. Unsere nächste Station hiess Okarito. Von diesem 34 Seelen-Ort hörten wir viel Gutes und ich freute mich speziell darauf um dorthin zu fahren. Okarito ist bekannt zum Kajaken auf der gleichnamigen Lagune. Wir mieteten für 4 Stunden ein 2er Kajak und paddelten durch Flora und Fauna. In diesem natürlichen und zugleich grössten Feuchtgebiet Neuseelands tummeln sich verschiedenste Wasservögel. Ein Teil der Lagune führte durch den Wald und plötzlich sahen wir vor uns wie 5 Hirsche das Wasser durchquerten. Wie wir später erfuhren, kommt so etwas nur ganz selten vor. Wir genossen diesen Ausflug sehr und zudem machte das Kajaken riesen Spass.

Jetzt war es wieder einmal an der Zeit in einen grösseren Ort zu kommen, da uns unsere Essensvorräte langsam ausgingen. Somit kam die Stadt Hokitika gerade zum richtigen Zeitpunkt. Als wir unseren Kühlschrank wieder aufgefüllt hatten, fuhren wir zum Lake Kaniere hinaus. Wie könnte es auch anders sein, auch dort schnürten wir wieder die Wanderschuhe und gingen wandern. Die Wanderung führte durch den Wald und zum Teil dem See entlang. Es ist eine sehr schöne und etwas verlassene Gegend und so waren wir fast den ganzen Tag unterwegs, ohne jemandem zu begegnen. Die Nacht verbrachten wir auf dem wunderschönen DOC Campingplatz mit dem tollen Namen Hans Bay!

Nun fehlte uns noch eine Sehenswürdigkeit die wir schon so oft auf diversen Postkarten betrachteten. Somit führte uns der Weg nach Punakaiki zu den Pancake Rocks. Die Kalksteine haben verschiedene Schichten und sind derart verwittert, dass die grossen Türme aufeinander gestapelt Pfannkuchen ähneln. Ursache hierfür ist ein chemischer Prozess, bei dem durch den Druck von übereinander gelagerten Sedimenten abwechselnd feste und weichere Zwischenschichten entstehen. Tönt vielleicht etwas kompliziert aber dafür sind diese Steine ein super tolles Fotomotiv. Von hier aus fuhren wir zurück nach Greymouth, wo wir natürlich unserer Lieblings Brauerei einen Besuch abstatten mussten. Die Rede ist von Monteith’s. Leider ergab sich keine Brauereitour, da sie das ganze Gebäude am vergrössern sind. Somit begnügten wir uns mit dem Degustieren aller Monteith’s Biersorten.

Ja und nun war es soweit, die letzte Etappe unserer Reise durch Neuseeland stand auf dem Programm. Die Fahrt hoch zum Arthur’s Pass durften wir wieder bei schönstem Wetter zurücklegen. Somit stand einem weiteren Stopp nichts im Wege und wir verbrachten den Nachmittag auf dem Pass. Auch hier boten sich wieder unzählige Wandermöglichkeiten, doch wir begnügten uns mit dem Spaziergang zu den Devils Punchbowl Wasserfällen. Die restliche Zeit verbrachten wir auf dem DOC Camping Klondyke Corner. Natürlich hockten wir nicht einfach tatenlos im Camper rum, sondern begannen nach fast 80 Tagen mal wieder die Rucksäcke zu packen. Dies stellte sich als nicht ganz so einfache Aufgabe heraus aber irgendwie brachten wir den Reissverschluss bis zum Schluss noch immer zu.

Wie ihr sicherlich bemerkt habt, erlebten wir die Westküste eher als Sonnenküste als als Wetcoast. Uns hat es hier sehr gut gefallen und wenn wir noch mehr Zeit gehabt hätten, wäre es uns bestimmt nicht langweilig geworden. Viele Male bekamen wir zu hören, was wir wohl in 3 Monaten Neuseeland alles machen wollen, dies sei doch viel zu viel Zeit eingeplant. 3 Monate tönen lange aber eben, wir sind uns wieder mal einig, wir hätten es hier mit unserem Camper noch viel länger ausgehalten! Den Camper geben wir am 24. Dezember in Christchurch zurück und dann beginnt für uns wieder das Backpackerleben.

Nun ist es kurz vor Weihnachten und doch fühlt sich alles irgendwie weit weg an. Wir sind nicht wirklich in Weihnachtsstimmung, vielleicht liegt es daran, dass hier Sommer ist und uns die ganze Hektik, welche in dieser Zeit immer herrscht, gar nie erreichte. Ob wir darüber traurig sind oder auch nicht, lassen wir mal offen. Eines ist klar, so ein Mailänderli oder Spitzbueb würden wir aber bestimmt nicht ablehnen :-)!

Die letzten Tage bis zum 29. Dezember verbringen wir im kleinen Küstenort Akaroa, welcher 85 km von Christchurch entfernt ist.

Wir wünschen euch fröhliche und erholsame Weihnachten mit hoffentlich viel Schnee!

Arthurs Pass, Westcoast, Wanaka 335

Sommerliche Grüsse und hasta pronto aus Akaroa
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/DfMRJaX5SgbymGpH7



Aktionen

Informationen

4 Antworten zu “Wandern ist des Müllers Lust”

  • ruth stalder sagt:

    sälü zäme ,mir hocke hie im näbu udir heits so schön.wiehnacht im summer das isch einisch öppis angersch.mir vermisse öich,bsungers am 25. am obe bim singe wärde mir a öich dänke ,öier zwo stimme wärde fähle.mir dänke a öich ruth u werner

  • mam yvonne sagt:

    hoi zäme, isch jo wider super di ganzi gschicht s’läse. u di wunderbare fotone, danke!
    dir wärtet üs sehr fähle, ar wiehnacht. heits guet hanech gärn ma

  • Debby sagt:

    Hallo zäma

    Weihnachten in der Schweiz, wo es jetzt regnet und am 24. arbeiten, oder im sonnigen Neu Seeland wandern….schwierig schwierig…

    tauschen?

    Merry Christmas & enjoy!

  • Linda sagt:

    Mini zwöi chline Elche am Strand – schöns Foto 🙂
    Dir wärdet üs fähle ar Wiehnachte. Ha nech gärn…

Schreib einen Kommentar

Du kannst diese Tags verwenden : <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>