Auf Schatzsuche am Titicacasee
5 07 201129. Juni – 5. Juli 2011
Bolivien, ein Land der Superlative. Es ist das höchstgelegene, am schwersten zugängliche und raueste Land der südlichen Hemisphäre – und eines der kältesten, wärmsten, windigsten und schwülsten Länder der Erde obendrein. Bolivien hat die trockensten, salzreichsten und sumpfigsten natürlichen Landschaften der Welt zu bieten. Es ist das ärmste Land Südamerikas und ist dennoch besonders reich an Bodenschätzen. Kurz: Bolivien hat alles… bloss keine Meeresstrände!
Dies ist wieder ein Auszug aus dem Lonely Planet Südamerika. Wir werden uns in den nächsten 3 bis 4 Wochen in diesem vielfältigen Land aufhalten.
Bolivien hat eine Fläche von 1 098 580 km2 welches den Ländern Frankreich und Spanien zusammen entspricht. Die offizielle Hauptstadt ist Sucre doch in La Paz befindet sich der Regierungssitz. Das ganze Land zählt knapp 10 Millionen Einwohner. Bezahlt wird hier mit Bolivianos (10 Bolivianos = ca. Fr. 1.20). Ein Mittagessen erhält man hier bereits für 15 Bolivianos.
In diesem Bericht schreiben wir vom Titicacasee, welchen wir von der peruanischen sowie von der bolivianischen Seite besucht haben. Der See bildet die Grenze zwischen Peru und Bolivien und hat eine Länge von 230 und eine Breite von 97 Kilometern. Der See liegt auf 3856 MüM. Wenn wir vom Titicacasee sprechen, kommt uns immer als erstes die Schweizer-Geschichte „Mein Name ist Eugen“ in den Sinn. In dieser Geschichte war der König der Lausbuben Fritzli Bühler auch beim Titicacasee und zwar auf Schatzsuche. Mal sehen, ob wir hier auch noch einen Schatz finden werden ;-).
Titicacasee auf der peruanischen Seite:
Puno liegt wieder etwas höher in den Anden, nämlich auf 3855 MüM. Dies mussten wir bereits beim Verlassen des Busses feststellen, da uns ein kalter Wind entgegen blies. Die Hostels sowie alle anderen Häuser sind natürlich nicht mit Heizungen ausgestattet, wie wir uns das von zu Hause gewöhnt sind.
Von Puno aus besuchten wir während 2 Tagen 3 Inseln die im Titicacasee liegen. Per Boot ging es zuerst zu den Islas Flotantes welche die einzigartigen schwimmenden Inseln der Uros (Inselbewohner) sind. Diese Inseln werden aus Schilf gebaut, welches zuhauf an seichten Stellen des Sees wächst. Die Inseln haben eine Dicke von ca. 2 Metern und diese wird regelmässig mit neuem Schilf von oben ergänzt, da es unten langsam verrottet. Manchmal werden die einzelnen Inseln von den Familien zusammengefügt, damit ein kleines Dorf entsteht. Wenn sich die einzelnen Familien nach einiger Zeit untereinander nicht mehr so gut verstehen, was ja ab und zu in einer Nachbarschaft vorkommt, werden die Inseln einfach wieder mit einer Säge getrennt :-). Bei uns geht dies halt nicht so einfach.
Nach diesem sehr spannenden Besuch auf diesen einzigartigen Inseln, fuhren wir weiter zur Isla Amantani, auf welcher wir dann bei einer einheimischen Familie übernachteten. Am Bootssteg erwarteten uns die Frauen der Familien in ihren wunderschönen Trachten. Alle Touristen wurden dann meistens zu zweit einer Familie zugeteilt. Wir zwei kamen in die Familie von Elsa, welche mit ihrem Mann, den 3 Kindern und ihren Schwiegereltern in einem Haus wohnt. Wir erhielten ein Zimmer mit 2 Betten welches natürlich auch keine Heizung besass. Die Toilette befand sich draussen in einem kleinen Häuschen. Eine Dusche gab es keine, was uns egal war :-). Bei der Familie konnten wir nicht nur schlafen sondern auch 3 Mahlzeiten geniessen. Alles ist sehr einfach eingerichtet und die Familie besitzt nur das nötigste. Da Elsa und ihr Mann Spanisch sprachen und nicht nur ihre Muttersprache Quechua, konnten wir doch noch etwas über sie und ihre Lebensart erfahren. Gegen Abend liefen wir dann alle zusammen zum höchsten Punkt der Insel, um den wunderschönen Sonnenuntergang zu geniessen. Sobald die Sonne weg war, wurde es so richtig kalt und ich (Elä) trug sogar meine ODLO-Thermounterwäsche. Nach dem Nachtessen gab es noch eine Fiesta für uns Touristen und die Familien. Wir bekamen traditionelle Kleider zum Anziehen bevor es dann so richtig losging. Eine peruanische Band spielte im Zentrumssaal tolle Musik. Ja und was macht man bei einem peruanischen Fest? Richtig, TANZEN! Dies ist auch das wohl beste Mittel gegen die eisige Kälte, die hier herrschte. Bidu und ich haben getanzt wie die Wilden mit unseren Gasteltern und es machte riesigen Spass. Leider gibt es von diesem Abend keine Fotos, da die Kamera in unserem Zimmer blieb :-)! Dieser Besuch bei Elsa und ihrer Familie wird uns für immer in sehr guter Erinnerung bleiben. Das Gute an dieser Sache ist, dass wir Touristen den Familien ein zusätzliches Einkommen geben aber alle Familien erhalten nur 1x pro Monat Touristen. Somit werden wir Touristen auch keine Selbstverständlichkeit für die Familien.
Nach einer kalten Nacht ging es dann weiter zur Isla Taquile. Berühmt ist Taquile für seine Weberei und Strickerei, deren Textilprodukte zu den hochwertigsten in Peru gehören sollen. Das Spinnen, Weben und Stricken wird vor allem von Männern durchgeführt. Die Textilkunst von Taquile wurde im Jahr 2005 in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Das Wetter war an diesem Tag schlecht und wir waren froh, dass wir noch ein paar Minuten zu Fuss ins Dorfzentrum laufen konnten. Dort besichtigten wir die schönen gewebten Kleider und danach gab‘s Mittagessen, bevor wir dann den langen Weg zurück nach Puno in Angriff nahmen. Diese Tour war ein tolles Erlebnis und ein schöner Abschluss von Peru. Auch dieses Land hat uns sehr gut gefallen. Als Highlight zählen sicherlich der Santa Cruz Trek in Huaraz und der Besuch von Machu Picchu. Als schönste Stadt haben wir uns ohne lange zu überlegen für Arequipa entschieden. Peru hat wie Ecuador sehr viel zu bieten und wir haben die Zeit auch hier sehr genossen. Manchmal konnten wir gar nicht glauben, wie vielfältig hier alles ist.
Bereits seit ein paar Tagen sind wir in Bolivien und zwar in Copacabana. Genau IN Copacabana und nicht an der Copacabana in Rio de Janeiro :-)! Die Grenzüberfahrt dauerte dieses Mal nicht so lange wie von Ecuador nach Peru. Ohne Probleme liessen uns die Grenzwächter auch in unser 3. Land einreisen. Copacabana ist ein kleiner Ort am Titicacasee und nur 8 km nach der peruanischen Grenze. Da das Wetter über das Wochenende nicht schön war und es am Sonntagmorgen sogar geschneit hatte, entschieden wir uns, die meiste Zeit in unserem beheizbaren Zimmer zu verbringen sowie ein gutes traditionelles Schweizeressen zu konsumieren. In unserem Hostel boten sie Käsefondue an. Dieses Mal konnten wir nicht wiederstehen und genossen ein Stück Heimat. Die Temperaturen passten ja zu einem Fondue! Einen Ausflug wollten wir dann trotzdem noch machen und zwar zur Isla del Sol. Diese Insel soll der legendäre Ort sein, wo die Inka erschaffen worden sein sollen und der Inkamythologie nach gar der Geburtsort der Sonne. Natürlich wollten wir hier auch nochmals nach dem verborgenen Schatz suchen, vielleicht befindet er sich ja immer noch auf dieser Insel?! Mit einem Boot, oder besser gesagt mit einer Nussschale, fuhren wir am Montag zur Sonneninsel. Die Sonne schien dann auch den ganzen Tag über somit erkundeten wir die Insel vom Norden Challapamoa in den Süden Yumani zu Fuss. Wir kamen an Inka Ruinen vorbei und konnten die Aussicht auf die bisher verdeckte Bergkette Cordillera Real geniessen. Den verborgenen Schatz haben wir leider nicht gefunden, dazu hätten wir wohl die Karte von Fritzli Bühler gebraucht!
Heute Dienstag reisen wir weiter nach La Paz, wo wir beide ein Ziel ins Auge gefasst haben. Wir wollen wie viele andere auch, mit dem Mountainbike die gefährlichste Strasse der Welt hinunter brausen ;-)!
Bis dahin wünschen wir euch eine gute Woche und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo
Herzlichen Glückwunsch, dass ihr endlich ein Stück Heimat genießen konntet. Viel Spass auf der Death Road, Hals und Beinbruch!
Bis Bald