Die edle braune Bohne aus Boquete

15 04 2016

Boquete unser letzter Halt in Panama bevor es zurück in die Hauptstadt geht, liegt im Hochland auf 1‘100 MüM. Hier herrscht das ganze Jahr über ein angenehmes und kühles Klima. Der Ort ist gesegnet durch seinen fruchtbaren, vulkanischen Boden und so gedeihen Kaffee, Blumen, Gemüse und Zitrusfrüchte gleichermassen gut. Hier befindet sich auch der einzige Vulkan Panamas der Vulkan Barú, den wir aber diesmal nur aus der Ferne bestaunten.

Zwei der vier Nächte in Boquete verbrachten wir auf einem Coffee Estate mit dem Namen Mañana Madera. Der Besitzer Randy, ein ausgewanderter Amerikaner (in Boquete leben sehr viele Amerikaner, Kanadier und Europäer die pensioniert und hierher ausgewandert sind), begrüsste uns beim vereinbarten Treffpunkt bereits überschwänglich, dass wir das Gefühl hatten, einander schon lange zu kennen. Das Coffee Estate liegt wunderschön unterhalb des Vulkanes gelegen und ist eine 10 minütige Autofahrt von Boquete entfernt. Hier bezogen wir für die nächsten Tage unser kleines Häuschen mit eigenem Sitzplatz und grandioser Aussicht. Viel Zeit verbrachten wir hier auf dem Anwesen, welches nebst Kaffeepflanzen, Bananen- und Orangenbäume viele Blumen mit Nektar suchenden Kolibris beinhaltet. In guter Gesellschaft waren wir jeweils sofort wenn wir einen Fuss vor die Tür setzen, von Chubbs, dem liebenswerten Golden Retriever von Randy. Erneut haben wir auf dieser Reise eine kleine Oase gefunden, die wir weiter empfehlen können. Da die Kaffeeplantage von Randy zu klein ist, um diese zu besichtigen, buchten wir eine Kaffeetour beim berühmtesten Kaffeeunternehmen Panamas, bei Café Ruiz.

Wenn man die Liste der weltweiten Kaffeeproduzten durchgeht, ist Panama auf dieser gar nicht erwähnt. Jedoch wurde Panamaischer Kaffee 3x hintereinander zum besten Kaffee der Welt gewählt. Boquete wird auch als Napa Valley des Kaffees bezeichnet. Hier wird ausschliesslich die Kaffesorte Arabica angebaut, da für die Pflanzen die perfekten Bedienungen herrschen. Die Pflanzen gedeihen am besten bei 15-25° und auf einer Höhe von 600 bis 2‘300 MüM. Arabica-Sorten wurden im siebten Jahrhundert in Äthiopien entdeckt. Nicht so die Kaffeepflanze Robusta welche erst im 19. Jahrhundert in Zentral- und Westafrika entdeckt wurde. Wie der Name schon sagt, ist diese viel resistenter gegen Schädlinge und zudem auch weniger temperaturempfindlich als die Arabica.
Bis der Kaffee vom Strauch in unsere Tassen gelangt, ist es ein langer Prozess. Je nachdem unter welchen Bedingungen die Kaffeepflanze angebaut sowie welche Sorte verwendet wird und welche Art von Kaffeeprodukt daraus resultieren soll, sind dabei verschiedene Prozesse notwendig. In wenigen Worten ein kleiner Überblick über die wichtigsten Schritte der Kaffeeherstellung: Anbau, Ernte, Aufbereitung, Schälen, Reinigen, Sortieren und Rösten. Während der Tour erhielten wir in einige Schritte einen kleinen Einblick. Aktuell ist die Erntezeit in Boquete vorbei und deshalb stand die Verarbeitung der Bohnen still. Jedoch sind die Pflanzen bereits wieder am Blühen. Erntezeit ist jeweils von Ende Oktober bis Ende Februar, 4 Monate. Es gäbe noch viele interessante Sachen über den Kaffee zu erzählen und vor allem noch zu lernen. Wir freuen uns auf jeden Fall die gekauften Kaffeebohnen nach unserer Rückkehr zu Hause in unserem Kaffee-Vollautomaten zuzubereiten.

Hier noch einige interessante Informationen, die wir aus der Tour mitgenommen haben:

In diesen Ländern wird am meisten Kaffee getrunken:
1. Finnland
2. Schweden
3. Norwegen

Die weltgrössten Kaffeeproduzenten sind:
1. Brasilien
2. Vietnam
3. Kolumbien

Als teuerste Kaffeesorten der Welt gelten:
Arabica Geisha aus Panama, Kopi Luwak aus Indonesien / Vietnam und Black Ivory, aus Thailand
Vom einem Lot der Sorte Arabica Geisha wurde einmal bei einer Auktion 1 Kilo geröstete Bohnen für USD 1‘600.- an das Londoner Nobel-Kaufhaus Fortnum & Mason verkauft.

Nebst der Erweiterung unseres Kaffee-Horizontes machten wir eine kleine Wanderung im Nationalpark, um einen Quetzal zu sehen. Dieser farbenprächtige Vogel ist ausschliesslich in den Nebelwäldern Mittelamerikas beheimatet. Leider hatten wir diesen nicht gesehen aber wir versuchen unser Glück dann nochmals in Guatemala.

Bevor wir Panama verliessen, mussten wir noch ein paar kleinere Besorgungen erledigen. Was gibt es schöneres als an einem Sonntagmorgen in die Albrook Shopping Mall mit 700 Läden!! zu fahren und unter anderem für Bidu ein paar neue Flip Flops zu kaufen? 😉 Eine solche Auswahl an verschiedenen Modellen hatte er bis jetzt noch selten.

Nach einem kurzen Flug von Panama City nach Guatemala City sind wir von der Hauptstadt Guatemalas direkt weiter nach Antigua gereist. Wieso wir dort ein Huhn rupften erfahrt ihr im nächsten Bericht…

Aus dem wunderschönen Antigua sagen wir erneut hasta pronto
Beat, Eliane und Grumo

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Im Land der wichtigsten Wasserstrasse der Welt

31 03 2016

Als wir die Flughafenhalle von Panama Stadt verliessen, wehte uns feuchttropische Luft entgegen, dass es uns fast den Atem raubte. Ans neue Klima müssen wir uns erst noch gewöhnen aber dafür bleiben uns ja noch einige Wochen Zeit.

Panama Stadt stellten wir uns etwas anders vor, als wir dies auf den ersten Blick wahrnahmen. Viele Hochhäuser, teure Hotels und Designerläden und dann doch wieder der Strassenverkäufer an der Ecke der seine Früchte verkauft. Was der Stadt seinen Reichtum verschafft(e) ist ganz klar der im Jahr 1914 eröffnete Panamakanal. Der künstlich angelegte Kanal, welcher bis vor 16 Jahren noch in den Händen der USA war, hat eine Länge von 82 Kilometern und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik oder umgekehrt. Um durch den Kanal durchfahren zu können, müssen die Schiffe die genauen Abmessungen der Schleusen und Fahrrinnen, die sogenannten Panamax-Masse, haben. Zur heutigen Zeit ist dies bei vielen Schiffen nicht mehr der Fall, da die Container- und Passagierschiffe viel grösser sind als noch vor einigen Jahren. Aus diesem Grund wird seit 2007 an einem Ausbau und an einer Erweiterung des Kanals gearbeitet. Um die Schiffe bei den Schleusen zu beobachten, fuhren wir zur Miraflores Schleuse, welche sich unweit der Stadt befindet. Von einer Aussichtsplattform aus, konnten wir die Schiffe beim passieren der Schleuse, was so seine Zeit dauerte, beobachten. Um den ganzen Kanal zu durchfahren, benötigen die Schiffe im Durchschnitt 15,2 Stunden Fahrzeit. Was auch noch interessant ist, sind die Gebühren, welche die Reedereien für diese Passage, bezahlen müssen. Für einen Basiscontainer muss 74 US-Dollar und 134 US-Dollar pro Passagierbett (Kreuzfahrtschiff) bezahlt werden. Das heisst, dass ein Kreuzfahrtschiff mit 1‘970 Passagierbetten eine Grundgebühr von 263‘980 US-Dollar bezahlt. Zuzüglich kommen die Buchungsgebühr der Passage und sonstige Nebengebühren dazu. Dies ergibt einen Totalbetrag von knapp 400‘000 US-Dollar pro Durchfahrt des Kanals. Die Schiffe haben durch das Passieren des Kanals eine Zeitersparnis von ca. 2 – 3 Wochen, da sie nicht runter zum Cape Horn fahren müssen und dann alles wieder hoch. Der Panamakanal ist die bedeutendste Wasserstrasse der Welt, doch wie lange dies noch so ist, weiß man nicht. Nicaragua plant einen noch grösseren Kanal zu bauen, als der momentane Neubau in Panama.
Nebst diesem Ausflug reichte die Zeit auch noch um das Stadt-Viertel Casco Viejo zu besuchen. Panama Stadt bestand zu Baubeginn des Kanals 1904 nur aus dem heutigen Casco Viejo. Durch die wachsende Bevölkerung und die vielen Neubauten verschob sich die Stadtgrenze weiter nach Osten und die Oberschicht verliess dieses Gebiet. So verfiel das Viertel zu einem städtischen Ghetto. Heute ist das Viertel halb verfallen und halb renoviert. Die renovierten Häuser und Gebäude sind eine Augenweide und seit 2003 gehört dieses Gebiet auch zum Unesco-Welterbe.

Die Tage über Ostern verbrachten wir auf dem Inselarchipel Bocas del Toro. Hier gönnten wir uns Ferien vom Reisen. 4 Tage verbrachten wir in der Unterkunft Tesoro Escondido am wunderschönen, Palmen gesäumten Bluff Beach. Unser kleines aber schmuckes Zimmer mit eigener Hängematte und Blick in den Dschungel war nach der langen Anreise die perfekte Wohlfühl-Oase. Für die Reise nach Bocas aus Panama Stadt nahmen wir uns 2 Tage Zeit. Von hier dauerte die Busfahrt 8 Stunden inklusive Polizei- und Drogenkontrolle bis in die zweitgrösste Stadt Panamas, nach David. Dort übernachteten wir, bevor es am nächsten Morgen, eingequetscht in einem Minibus, weitere 4 Stunden durchs Hochland bis nach Almirante ging. In Almirante liefen wir vom Busbahnhof zur Bootanlegestelle und dann genossen wir eine schon fast erholsame 30 minütige Bootsfahrt bis nach Bocas del Toro (Isla Colón). Dann hatten wir es beinahe geschafft und wir waren nur noch eine 15 minütige Minivan-Fahrt von unserer kleinen Oase in der Karibik entfernt ;-). Wenn ich unsere Anreise jetzt so durchlese, muss ich schon fast ein wenig schmunzeln, da wir in Patagonien zueinander gesagt haben, dass die Distanzen in Zentralamerika viel kürzer seien und wir sicherlich recht zügig vorwärts kommen. Das ist so, die Distanzen sind kürzer, aber wir haben vergessen, dass das Klima, die Strassen und auch die Busse doch etwas anders sind als in Patagonien. Was aber wohl der grösste Zeitverlust bei diesen Busreisen hier ist, ist dass der Bus oder auch Minivan überall stoppt, wo jemand steht und winkt. Die Person kann sich auch nur 5 Meter hinter der letzten offiziellen Haltestelle befinden, der Bus hält trotzdem an. Das Ganze gilt dann selbstverständlich auch fürs Aussteigen. Hier ist eben der Passagier noch König und uns bringt es ab und zu fast zur Verzweiflung :-).

Bocas del Toro ist unweit der Grenze zu Costa Rica. Nach Costa Rica fahren wir vor allem wegen der tollen Tierwelt. Wie viel Glück wir bei der Tierbeobachtung dann wirklich hatten, erzählen wir euch beim nächsten Mal…

Erneut sagen wir hasta pronto und wie man in Costa Rica sagt; PURA VIDA

Beat, Eliane und Grumo

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