Fliegend durch den Dschungel, Bootsfahrt auf dem Mekong und Schlemmen in Luang Prabang
22 01 201213. Januar – 21. Januar 2012
Laos ist das entspannteste Land, das man in Südostasien bereisen kann. Im Norden ist das schroffe Terrain von smaragdfarbenen Bergen und atemberaubenden Kalksteinformationen durchsetzt und kreuz und quer von Flüssen durchzogen, was die Reise unglaublich verlangsamt. Flach wie ein Pfannkuchen und mit Palmen gesprenkelt, präsentiert sich dagegen der träge Süden, quasi der Gemüsegarten von Laos, den der mächtige Mekong vom wirtschaftlichen Machtzentrum Thailand trennt.
Nach 30 Jahren kommunistischer Apathie beeilt sich Laos heute, mit den Nachbarn möglichst mitzuhalten. Während die wirtschaftlichen Reformen eine neue urbane Elite hervorbracht haben, verläuft das Leben in den Dörfern praktisch unverändert seit der Ankunft der Franzosen vor über 100 Jahren. Laos ist der einzige Binnenstaat in Südostasien und grenzt an China, Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar. Hier leben knapp 7 Millionen Menschen auf einer Fläche von 236‘800 km2. Die Hauptstadt und zugleich die grösste Stadt ist Vientiane.
Von Chiang Rai aus fuhren wir am 13. Januar mit dem öffentlichen Bus nach Chiang Khong. Dieser Ort ist zugleich ein Grenzort der Thailand von Laos trennt. Im gleichen Bus wie wir reisten auch Pip und Tom aus England mit dem gleichen Tagesziel Huay Xai in Laos. In Chiang Khong angekommen, fuhren wir mit einem Tuk Tuk zur Ausreisestelle auf der thailändischen Seite und erledigten dort alle Formalitäten, bevor wir dann mit einem Boot den Mekong überquerten um nach Laos zu gelangen. Die Fahrt nach Huay Xai dauerte nur ein paar Minuten und hier benötigten wir zum ersten Mal ein Visum, damit wir 30 Tage in Laos bleiben dürfen. Nachdem auch diese Formalitäten erledigt waren, machten wir uns zu viert auf, um eine Unterkunft zu suchen. Im kleinen Städtchen Huay Xai bleibt man meistens nur eine Nacht ausser man nimmt an der Gibbon Experience teil, was wir ja alle vier vorhatten. Wir hatten uns für die 3 Tage / 2 Nächte Tour und Pip und Tom für die 2 Tage / 1 Nacht Tour bereits einige Wochen im voraus angemeldet, da die Plätze beschränkt und sehr beliebt sind.
Die Gibbon Experience http://www.gibbonexperience.org/ ist ein ökofreundliches Abenteuer im 106‘000 Hektar grossen Bokeo Natural Reserve Gebiet, das Tiger, Leoparden, Bären und den äusserst seltenen Gibbon beheimatet. Vor ca. 7 Jahren stand diese Affenart kurz vor dem Aussterben, da sie von den Einheimischen gejagt wurden. Eine Gruppe Tierschützer hat dem ein Ende gesetzt, indem sie die Gibbon Experience schufen. Die Jäger wurden als Guides für die Ziplines ausgebildet. Natürlich musste dafür gesorgt werden, dass die Guides nun mehr verdienen als zu ihren Jägerzeiten. Als Teilnehmer dieses Abenteuers wird man in einen weit abgelegenen Teil des Dschungels gebracht, wo man über ein grosses Netzwerk von bis zu 500 Meter langen Drahtseilen verfügen kann. Man fliegt mit rasanter Geschwindigkeit von Hügel zu Hügel oder zu einem der 9 Baumhäuser die in diesem Reservat gebaut wurden. Es ist aber nicht so, dass man einfach nur gemütlich herumfliegen kann, sondern ein Grossteil der Expedition ist mit Trekking verbunden. Bereits bei der Abfahrt in Huay Xai regnete es seit 3 Monaten zum ersten Mal wieder. Mit mehreren Pickups hätten wir eigentlich in die 400-Seelen-Siedlung Bokeo National Reserve gebracht werden sollen, doch dies war wegen des Regens nicht möglich. So hiess es anstatt 1 Stunde zu Fuss unterwegs sein, 5 Stunden laufen, bis zu dem Ort wo wir dann unsere Ausrüstung erhielten. Bidu und ich waren sehr froh darüber, dass wir unsere Wanderschuhe angezogen hatten, da es natürlich nicht auf einer geteerten Strasse, sondern auf einem schlammigen Weg weiterging. Wie ihr euch denken könnt, hielt sich die Begeisterung bei allen Teilnehmern in Grenzen, da das Terrain zudem auch noch sehr rutschig war, was zu etlichen Stürzen führte. Einen Vorteil hatte es aber, man kam sofort mit den meisten Teilnehmern ins Gespräch und so lernten wir auch Jill und Nicolas kennen, die zusammen in London leben. Als wir dann endlich den Ausgangspunkt erreichten und unsere Ausrüstung erhielten, wurden wir auf 3 Baumhäuser aufgeteilt. Wir haben uns mit Jill und Nicolas aus London, Camilla, Johannes, Kjetil und Gry aus Norwegen sowie Chris aus Irland zusammengetan und erhielten Baumhaus Nummer 7 zugeteilt. Es folgten, trotz Regen am ersten Tag, 3 unvergessliche Tage mit wahnsinnig tollen Leuten. Am Anfang war ich etwas skeptisch, ob mir das Ziplinen gefallen wird oder doch eher nicht und ich muss sagen, es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl wenn man in einer Höhe von bis zu 150 Metern an einem Drahtseil durch den Dschungel fliegen kann. Zugegeben; vor dem ersten Flug hatte glaube ich jeder etwas Bammel :-). Um zu den Baumhäusern zu gelangen, hatte es jeweils 2 Drahtseile gespannt, damit man am einten hereinfliegen kann und dann am anderen wieder heraus. Unser Baumhaus bestand aus 3 Stockwerken. Unten beim Eingang hatte es ein Freiluft-Badezimmer, mit der wohl schönsten Aussicht die man sich nur vorstellen kann. Auf der 2. Etage befindet sich eine kleine Küche, ein Esszimmer welches sich am Abend in ein Schlafzimmer für 8 Leute verwandelte. Der 3. Stock bietet einen weiteren Schlafplatz für 2 Personen. Die sogenannte Honeymoon Suite wurden Kjetil und Gry zugeteilt. Natürlich waren wir nach dem langen Tag alle hungrig, doch blieb unser Essen vorne im Dorf stecken, wegen des schlechten Wetters. So bestanden die ersten Mahlzeiten inkl. des ersten Frühstücks aus Reis und Kohl. Die Abende in unserem Baumhaus waren sehr gemütlich und Chris der nur noch „The Crazy Irish“ genannt wurde, sorgte unter anderem mit seinen Witzen und Sprüchen für sehr gute Stimmung. Man erfuhr viel über seine Mitbewohner und es entstanden sehr interessante Gespräche. Die Nächte waren kühl und immer wieder hörte man die kratzenden Ratten und Fledermäuse. Zum Glück verzog sich der Regen und die 2 anderen Tage hatten wir wunderschönes Wetter. So hörten wir jeweils in der Morgendämmerung die singenden Gibbons. Es ist schwierig ihren Gesang zu definieren, da es irgendwie einem Ambulanzalarm ähnelt :-). Wir hörten diese Tiere nicht nur singen, sondern hatten das grosse Glück diese seltene Affenart in der Nähe unseres Baumhauses zu beobachten. Es waren 4 Gibbons die in den Bäumen für recht lange Zeit herumturnten und uns alle unterhielten. Während dem 2. Tag hatten wir dann die Möglichkeit von morgens bis abends die Ziplines zu gebrauchen um zugleich die verschiedenen Baumhäuser zu besichtigen. Meistens benötigten wir über 1 Stunde um vom einten Baumhaus zum nächsten zu gelangen. Dies war natürlich mit viel Laufen verbunden, das uns alle ins Schwitzen brachte. Glücklicherweise traf am letzten Abend dann unser Essen doch noch im Baumhaus ein und wir waren alle froh als es für einmal keinen Kohl, sondern anderes Gemüse zum Reis gab sowie Fleisch. Diese 3 Tage vergingen viel zu schnell und es ist schwierig dieses Abenteuer zu beschreiben, am besten ist es, dies einmal selber zu erleben. Wir können euch die Videos leider erst zu Hause zeigen. Die Gibbon Experience gehört sicherlich zu einem weiteren Highlight unserer Reise und dazu haben sicherlich auch die super Leute in unserer Gruppe beigetragen. Den Rückweg nach Huay Xai konnten wir zum Glück mit dem Jeep zurücklegen und mussten den langen Weg nicht wie am 1. Tag zurück laufen. In Huay Xai angekommen, mussten wir nach dieser Reis/Kohl-Diät wieder einmal etwas anderes Essen und waren froh, dass das Nachtessen für einmal nicht aus Reis bestand :-).
Nach dieser Abenteuer hatten wir vor weiter nach Luang Prabang zu reisen. Dies hatten auch Jill und Nicolas sowie Pip und Tom vor. Diese Strecke wollten wir nicht mit dem Bus, sondern auf dem Mekong während 2 Tagen mit einem Slowboat zurück legen. So bestellten wir am Vorabend unseren Reiseproviant bei einer sehr ehrgeizigen und geschäftstüchtigen Verkäuferin. Sie konnte nicht so gut Englisch und deshalb hatte sie für jeden erdenklichen Satz in Englisch ein Schild erstellt. Dies war recht amüsant und wir sind uns sicher, dass sie jeden Tag ein sehr gutes Geschäft mit ihren Sandwiches macht. Eingedeckt mit einigen Sandwiches und sonst allem erdenklichem zum Essen machten wir uns auf die 2-tägige Bootsfahrt nach Luang Prabang. Es waren jeweils 7 Stunden die wir jeden Tag im Boot sassen und die wunderschöne Landschaft entlang des Mekongs geniessen konnten. Langweilig wurde es uns und allen anderen Passagieren nicht, da eine Gruppe Australier und Kanadier für die nötige Unterhaltung sorgten. Wir sagen nur so viel dazu, man hätte meinen können wir hätten ein Boot auf Ibiza gechartert und ab und zu ging es so wild zu und her, dass wir lieber die Landschaft rund um uns genossen :-)! Im Ort Pak Beng verbrachten wir dann die Nacht, bevor wir am nächsten Morgen die 2. Etappe in die Unesco Welterbestadt Luang Prabang in Angriff nahmen. Wir waren glaube ich alle froh, als wir diese Stadt bei Sonnenuntergang erreichten. Wir sind uns aber einig, dass diese Bootsfahrt eine tolle Abwechslung zum Reisen mit dem Bus ist.
Erschöpft nach der langen Bootsfahrt quartierten wir uns im wunderschönen Guesthouse Merry Lao III ein, welches am Fusse des Berges Phou Si liegt. Luang Prabang ist wunderschön und der Einfluss der Franzosen ist noch immer an vielen Orten zu spüren. Überall gibt es fantastisches Essen in den vielen Bistros, Cafés und Restaurants. Zudem stehen noch viele verlassene französische Villen in den alten Strassen. Da wir alle ein paar Tage hier bleiben wollten, unternahmen wir am ersten Tag nicht allzu viel und genossen einfach das süsse Nichtstun :-). Doch bereits am nächsten Tag wollten wir zu den 32 km südlich von Luang Prabang gelegenen Tat Kuang Si Wasserfällen. Wir mieteten uns zu sechst ein Tuk Tuk inklusive Fahrer und genossen die etwa einstündige Fahrt durch Dörfer und entlang von Reisfeldern. Die Wasserfälle, die über Kalksteinformationen in mehrere türkisfarbene Becken stürzen, luden trotz des kalten Wassers zum Baden ein. Bei einem Pool hatte es eine Tarzan-Schaukel die natürlich von allen in Anspruch genommen wurde. Zum Zmittag gab es für einmal nicht Reis und Hühnchen, sondern herrliches Brot mit Nutella :-)! Auch den Abend verbrachten wir dann gemeinsam, zuerst auf dem Nachmarkt wo wir ein herrliches Buffet-Abendessen für umgerechnet Fr. 1.20 pro Teller genossen. Wie auf jedem Markt gab es natürlich auch hier wieder so einiges zu kaufen und dieses Mal schlugen wir zu, da die Sachen einfach wunderschön sind!
Am Samstagmorgen klingelte bei Bidu und mir in aller Herrgottsfrühe der Wecker, da wir den um 06.00 Uhr beginnenden Almosengang der Mönche sehen wollten. Die Mönche liefen in ihren orangen Gewändern in einer Reihe der Strasse entlang und nahmen die Spenden, die meistens aus Reis und Früchten bestanden, entgegen. Ein Teil der Essensspenden gaben die Mönche wieder weiter, an die bedürftigen Menschen von Luang Prabang. Zurück im Guesthouse frühstückten wir und trafen uns anschliessend ein letztes Mal mit Gil und Nicolas, da die Zwei weiter nach Hanoi reisen. Es ist schade, dass sich unsere Wege nach dieser tollen Woche trennen aber wir werden uns bestimmt nach unserer Rückkehr, in der Schweiz oder in London wiedersehen. Den Nachmittag verbrachten wir zu zweit und zwar mit Besichtigen einiger Tempel und dem königlichen Palast.
Ich weiss auch dieser Bericht ist wieder etwas lang ausgefallen aber wie ihr ja lesen könnt, erleben wir so viel, dass man dies nur schwer in 1 bis 2 Sätzen zusammenfassen kann :-). Die Reise führt nun mit Pip und Tom weiter in den südlichen Teil von Laos.
Wir wünschen euch wie immer eine gute Zeit und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo