Ein eindrückliches und trauriges Erlebnis

21 07 2011

14. Juli – 18 Juli 2011

Vom höchsten Flughafen der Welt in La Paz (4060 MüM) flogen wir in die Hauptstadt Boliviens nach Sucre. Danach ging es mit dem Bus weiter in die höchstgelegenste Stadt der Welt nach Potosi
(4060 MüM).

Sucre tönt ja auch schon wie Zucker und die Stadt erinnert auch an die süssen weissen Körnchen. Die Hauptstadt des Landes besitzt ein reiches koloniales Erbe an Gebäuden und Kirchen, die meistens in der Farbe weiss erstrahlen. Da die Stadt wieder etwas tiefer gelegen ist, 2965 MüM, genossen wir die warmen Temperaturen während 3 Tagen. Von der Unterkunft können wir nur sagen, dass war wohl das Beste was wir bis jetzt an einer Unterkunft während den 3 ½ Monaten erlebt haben.

In den 3 Tagen in Sucre unternahmen wir an einem Vormittag einen Ausflug zum Zementsteinbruch Cal Orcko. Was es wohl bei einem Zementsteinbruch in Bolivien zu sehen gibt? An einer grossen Felswand haben vor Millionen von Jahren, Hunderte von Dinosaurier bis zu 80 cm grosse Fussspuren hinterlassen. Mit einem Dino Truck fuhren wir zu diesem Park, der vor 4 Jahren erbaut wurde. Im Park befinden sich nachgebaute Dinosaurier in ihrer wahren Grösse sowie eben diese Wand. Die Wand ist aber 200 Meter von einem entfernt und wir konnten von einer Terrasse aus, die Fussspuren in der Felswand suchen. Viel mehr gab es dort nicht zu sehen :-). In der restlichen Zeit genossen wir einfach die schöne Stadt und das Hostel mit Pool und Liegestühlen. Was gibt es schöneres als im Liegestuhl zu liegen, ein gutes Buch zu lesen und tausende Kilometer vom Gurtenfestival entfernt zu sein und doch live übers Radio einige Konzerte mithören zu können? Dank der heutigen Technik ist dies möglich. Zurzeit findet in Argentinien noch der Copa America (Fussballturnier) statt und so kamen wir auch noch in den Genuss von Fussball der Spitzenklasse. Die Tage in Sucre verbrachten wir für einmal ohne grosse Sachen zu unternehmen.

Am Sonntag ging es während einer 3 stündigen Busfahrt weiter nach Potosi. Wenn wir an Potosi denken, kommen uns zwei Sachen in den Sinn. Als erstes die höchstgelegenste Stadt der Welt und dann das Edelmetall Silber. Die meisten Leute fahren nach Potosi um eine der vielen Minen zu besichtigen, die sich im Berg Cerro Rico (reicher Berg), befinden. In der Stadt ist Reichtum und Elend so nahe beieinander wie bisher nirgends in Südamerika. Unserer Meinung nach überwiegt hier aber das Elend und es gibt nur sehr wenige reiche Leute. Ausserhalb der Stadt türmen sich die Abfallberge und überall in der Gegend sind Plastiksäcke verstreut. Auch die Häuser oder besser gesagt Barracken wo die Leute wohnen sind in sehr schlechtem Zustand. Die einzige Arbeit die man in Potosi findet, ist die Arbeit in einer Mine. Momentan arbeiten rund 10‘000 Männer in den Minen im Cerro Rico. Die Arbeiter suchen jeden Tag nach dem grossen Glück, was hier aus Silber, Zink und anderen Mineralien besteht. Die Silbermengen sind aber nicht mehr in diesem Ausmass vorhanden wie früher einmal. Wie oben bereits erwähnt, fahren die meisten Touristen nach Potosi um eine der vielen Minen zu besichtigen. Wir überlegten lange ob wir eine solche Besichtigung machen wollten oder nicht. Wir entschieden uns schliesslich dafür und was wir zu sehen bekamen war schockierend und stimmte uns extrem nachdenklich.

Vor der Tour erhielten alle Leute Schutzbekleidung, Gummistiefel, Helm und eine Lampe. Danach fuhren wir zum Markt der Minenarbeiter, um für diese einige Geschenke zu kaufen. Auf dem Markt gibt es Dinge wie Dynamit, Kokablätter, 96%igen Alkohol und vieles mehr zu kaufen. Wir entschieden uns für Dynamit und eine Flasche Fanta. Das ist wohl auch das erste und einzige Mal wo wir legal und ohne Probleme Dynamit für Fr. 2.40 kaufen konnten, doch hier in Potosi ist dies das Normalste auf der Welt. Nachdem ging’s weiter zu einer Raffinerie, die das gefundene Erz vom Silber trennt. Über die Verhältnisse die wir dort angetroffen haben, schreiben wir am besten nichts, da dies für Schweizerverhältnisse unvorstellbar ist. Nach dieser kurzen Besichtigung fuhren wir dann zum Eingang der Mine, die wir besichtigten. Mit einem mulmigen Gefühl betrat ich (Elä) die Mine, da mir einigermassen klar war, was mich auf dieser Tour erwartete. Natürlich war es stockdunkel drinnen und meistens musste man auch gebückt durch die vielen Gänge laufen. Je weiter wir nach drinnen kamen, desto wärmer oder heisser wurde es. Das Atmen fiel einem immer schwerer, da es überall Staub in der Luft hatte. Insgesamt waren wir für 2 Stunden in der Mine und in dieser Zeit mussten wir nicht arbeiten, sondern uns nur fortbewegen. Bereits das Laufen brachte uns total ins Schwitzen und somit erstaunte es uns auch nicht, dass die Arbeiter total vom Schweiss durchnässt waren. Einige trugen nicht mal ein T-Shirt und arbeiteten mit nacktem Oberkörper. Die Bedingungen sind miserabel, da es kein festes Licht gibt sondern nur die Lampen auf den Helmen und von Belüftung will man schon gar nicht erst sprechen. Die Arbeiter trugen auch keine Atemschutzmasken oder eben spezielle Schutzbekleidung. Die meisten Arbeiter die wir sahen, waren so zwischen 20 und 40 Jahre alt. Doch dann trafen wir noch Alfredo. Alfredo ist 13 Jahre alt und arbeitet seit einer Woche in der Mine. Was soll man dazu sagen, bei uns gehen die Kinder in diesem Alter zur Schule und hier ist es normal, dass sie arbeiten gehen. Solche Begegnungen machen einem traurig, doch das schlimme daran ist, dass man nichts ändern kann. In Bolivien gibt es Gesetzte, so wie auch jenes über die Altersbegrenzung der Minenarbeiter. Das Gesetz wäre, dass unter 18 Jahre keine Leute in den Minen arbeiten dürften. Was nützen Gesetze, wenn diese nicht kontrolliert werden? Die Antwort darauf, ist für jeden klar.

Für die Männer in Potosi ist die Schwerstarbeit in den Minen eine ganz normale Arbeit, die einfach zu ihrem Leben gehört. Um die Arbeit einigermassen erträglicher zu machen, kauen sie die ganze Zeit Kokablätter. Jeden Freitag gibt es dann jeweils ein Fest wo unter anderem der 96%ige Alkohol konsumiert wird. Vom Alkohol wird nicht nur wenig getrunken, sondern bis fast zur Bewusstlosigkeit.

Nach diesen sehr eindrücklichen Erlebnissen und Begegnungen die schwer in Worte zu fassen sind, reisen wir nun weiter nach Tupiza. Dort hoffen wir die geplante Tour durch die Salar de Uyuni machen zu können. Momentan ist dies noch ungewiss, da zurzeit in den Lagunen und in Chile sehr viel Schnee liegt. Wenn wir die Tour nicht machen können, führt die Reise halt etwas früher als geplant, nach Argentinien.

Bis dahin verbleiben wir wie immer mit lieben Grüssen und hast pronto
Eliane, Beat und Grumo

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