Angkor Wat – oder Tempel ohne Ende

8 02 2012

1.Februar – 6. Februar 2012

Nach fast 30 Jahren Krieg und Schreckensherrschaft sehnt sich Kambodscha nach einem Neuanfang und Normalität. Bei der Suche nach Identität besinnt sich das Land auf seine lang verschüttete Kultur. Symbol dafür: Die Tempelanlagen von Angkor Wat.
Kambodscha ein berauschendes und entzückendes Land mit einer glorreichen Vergangenheit, einer tragischen Gegenwart und einer noch ungewisseren Zukunft.
Die Hauptstadt von diesem Land, welches sich über eine Fläche von 181‘040 km2 erstreckt, ist Phnom Penh. Die 15 Millionen Einwohner des Landes sprechen die Amtssprache Khmer und bezahlt wird hier ausnahmsweise mit 2 Währungen dem US-Dollar und mit Riel (Riel 4‘500.- = CHF 1.-).

Am 1. Februar haben wir Laos verlassen um nach Kambodscha weiterzureisen. Wir sind per Boot und Bus zum Grenzübergang Voen Kham (Laos) / Dom Kralor (Kambodscha) gefahren. Dort hiess es in brütender Hitze 2 Stunden aufs Visum warten und dann nochmals eine Weile auf den Bus nach Kratie. Leider reichte ein Bus für all die wartenden Leute nicht aus, die alle nach Kratie, Phnom Penh oder Siem Reap reisen wollten. Eigentlich sah man das mit blossem Auge aber wie das hier halt so ist, wurde kein zweiter Bus organisiert, sondern um das Platzproblem zu beheben, lösten die Herren der Busgesellschaft dies wie folgt: Etwa 15 Leute hatten das Vergnügen im Gang des Busses auf einem „Plastikschämeli“ Platz zu nehmen. Ich sage nur, es ist von Vorteil, wenn man zu zweit reist und man sich aufteilen kann, dass jemand das Gepäck einlädt und die andere Person die Plätze reserviert. Die Busfahrt war lang und dauerte wieder einmal viel länger als uns gesagt wurde aber irgendeinmal gegen Abend erreichten wir die Stadt Kratie. In dieser Stadt legten wir einfach einen Zwischenstopp ein, da wir nicht die ganze Reise nach Siem Reap an einem Stück zurücklegen wollten. Wir bereuten die Entscheidung nicht und waren froh nach 10 Stunden unterwegs sein, einfach zu duschen und etwas zu essen. Am nächsten Morgen um 07.00 Uhr hiess es aber bereits wieder ab in den Bus und weiter nach Siem Reap. Die Busfahrt dauerte dann auch nochmals 11 Stunden. Kilometermässig sind die Strecken gar nicht so lang aber eben, die Strassen sind hier in einem anderen Zustand als bei uns zu Hause und so braucht man halt für alles ein wenig mehr Zeit.

Siem Reap ist die zweitgrösste Stadt des Landes und beheimatet das 8. Weltwunder, die Tempel von Angkor, welches das grösste religiöse Bauwerk der Welt ist, das jemals durch Menschenhände geschaffen wurde. Die Tempel von Angkor, der Hauptstadt von Kambodschas altem Khmer-Reich, wurden während dem 9. und dem 13. Jahrhundert erbaut. Hunderte von Tempeln, die bis heute erhalten blieben, bilden lediglich das Skelett des gewaltigen politischen, religiösen und sozialen Zentrums eines Reichs, das sich von Myanmar bis Vietnam erstreckte, und bereits 1 Mio. Einwohner zählte, als in der kleinen Stadt London erst 50‘000 Menschen lebten. Da wir 5 Tage in der Stadt verweilten, kauften wir uns einen 3-Tagespass um einige dieser Tempel zu besichtigen. Eines muss ich bereits vorneweg nehmen, ich halte mich kurz mit der Beschreibung aller Tempel sowie der Geschichte über Angkor Wat. Es gäbe einfach zu viel zu schreiben und wäre mit der Zeit dann auch nicht mehr so interessant zum Lesen :-).

Am Freitag schwangen wir uns auf die Fahrräder, welche wir von unserem Guesthouse zur Verfügung gestellt bekamen und machten uns auf den Weg um Angkor Wat zu sehen. Entlang der Strasse zu den Tempeln fuhren wir an etlichen teuren Hotels vorbei. 5-Stern Hotels in diesem Land zu sehen, wo 80% der Bevölkerung etwa USD 0.50 pro Tag verdienen, ist irgendwie absurd und unreal. Doch eben, was macht man nicht alles für den reichen Tourist. Ebenfalls an dieser Strasse befindet sich das Kinderspital Kantha Bopha / Jayavarmann VII des Schweizer Kinderarztes Dr. Beat Richner.
Die Idee Angkor Wat zu sehen, teilten wir mit ganz vielen anderen Schaulustigen, die über die Steinbrücke des Wassergrabens zum Haupteingang strömten. Bereits von weitem konnten wir die Türme der riesigen Tempelanlage sehen, die sich nun direkt vor unseren Augen befand. Viele spektakuläre Bauwerke bestaunten wir in den letzten Monaten und keines kann man wirklich miteinander vergleichen. Es ist unglaublich was der König Suryavarman II anfangs bis Mitte 12. Jahrhundert zu Ehren seiner Schutzgottheit Vishnu und als seinen Grabtempel errichten liess. Die Anlage ist so gross, dass man einige Tage hier verbringen könnte. Die Tempel sind aus Sandsteinen geschaffen worden, welche aus einer Entfernung von 50 km hierhin transportiert wurden. Wie der Transport stattgefunden hat, bleibt wohl für immer ein ungelüftetes Geheimnis. In die Steine wurden etliche Skulpturen und Verzierungen in allen Grössen und Formen geritzt.
Nach 2 Stunden machten wir uns dann auf zum nächsten Tempel Ta Prohm. Dieser zählt zu Angkors beliebtesten Attraktionen. Der Tempel diente als Filmkulisse für den Film Tomb Raider. Die Tempel liegen ja im Dschungel, doch die meisten Anlagen befreite man von Bäumen, Wurzeln und Sträuchern. Nicht so Ta Prohm dort liess man der Natur zum Teil noch freien Lauf. Zum Schluss dieses Tages stoppten wir noch beim Tempel Banteay Kdei welcher eine ähnliche Bauweise wie Ta Prohm hat. Völlig erschöpft von der Hitze sowie der Besichtigungen machten wir uns gegen Abend auf den Rückweg. Am Abend trafen wir uns noch mit Bianca und Sonja, 2 deutsche Mädels, die mit uns in Chiang Mai den gleichen Kochkurs absolviert hatten.

Am Samstagmorgen klingelte der Wecker für uns noch fast mitten in der Nacht. 04.30 Uhr zeigte das Handydisplay an. Der Grund für diese ausserordentliche Frühaufsteher-Aktion war; Sonnenaufgang bei Angkor Wat. Für den ganzen Tag hatten wir uns ein Tuk Tuk inkl. Fahrer gemietet. Jetzt hiess es zu Angkor brausen und hoffen, dass es keine Wolken am Himmel hat oder vielleicht nur ein paar wenige. Mit ein paar Hundert anderen Schaulustigen warteten wir eine Stunde bis es zu dämmern begann. Es wurde immer heller doch die Sonne blieb hinter der dichten Wolkendecke verborgen. Ja nu, auch wir haben nicht immer Glück bei solchen Aktionen. Nachdem war unser Fahrer Pin so nett und chauffierte uns zurück zum Guesthouse, damit wir frühstücken konnten :-). Gestärkt machten wir uns auf zur Hardcore-Tempelbesichtigungs-Tour. Wie bereits erwähnt verschone ich euch mit detaillierten Beschreibungen zu jedem einzelnen Tempel, sondern gebe nur einen kurzen Überblick welche wir alle besucht haben, sonst würde dieser Artikel nie fertig werden. Zuerst ging’s zu Angkor Thom. Hinter der ehemaligen Khmer Hauptstadt verstecken sich einige erstaunliche und bedeutende Monumente, darunter Bayon, Baphoun, die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs. Als nächstes waren dann die Tempel Preah Khan, Neak Pean, Ta Som und East Mebon an der Reihe. Um 14.00 Uhr gaben wir auf und wollten für heute keine Tempel mehr zu Gesicht bekommen und baten unseren Fahrer Pin höflich uns freundlicherweise zurück ins Guesthouse zu fahren. Um 16.00 Uhr hatten wir noch mit Pip, Tom (unsere englischen Reisepartner die wir seit Vang Vieng nicht mehr gesehen haben trotz der gleichen Reiseroute), Bianca und Sonja vor dem Kinderspital Kantha Bopha abgemacht. Warum wir uns gerade dort trafen, erzählen wir euch in einem separaten Bericht, welcher in den nächsten Tagen aufgeschaltet wird.

Am Sonntag wollten wir nichts von Tempeln wissen und schliefen erstmals aus, bevor wir mit dem Fahrrad in die Stadt fuhren. Die Stadt hatten wir bis jetzt nur bei Nacht zu Gesicht bekommen und da es ja noch ein paar Märkte zum abklappern gab, erledigten wir unsere Souvenireinkäufe auch gleich noch. In Kambodscha gibt es mittlerweile viele kleine Projekte die von Westlichen geführt werden, um vor allem den Kindern dieses Landes zu helfen. Seit Mitte Dezember 2011 gehört auch „Dragonfly – Ein Projekt für Kambodschas Jugend“ dazu. Der Dragonfly – Förderverein wurde durch die Initiatoren Paul und Sara Wallimann ins Leben gerufen. Das erste Projekt heisst Haven, zu welchem wir nun gefahren sind. Das Projekt ist ein Zufluchtsort für volljährige Waisen, die das Waisenhaus verlassen müssen und nirgendwo sonst unterkommen. HAVEN, was übersetzt Hafen, Zufluchtsstätte, Oase bedeutet, bietet den Waisen eine Unterkunft, Verpflegung, medizinische Versorgung sowie Arbeit und eine Ausbildung in der Gastronomie. Wir waren mittlerweile auch hungrig vom Shoppen und von dem vielen NEIN sagen zu den aktiven Verkäufern, die uns immer irgendetwas verkaufen wollten und so hiess das Motto dann: „Essen für einen guten Zweck“! Die Speisekarte ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet auch einige westliche Gerichte. Wir entschieden uns dann für ein Cordon Bleu 🙂 welches einfach vorzüglich schmeckte. Die jungen Leute sind auch sehr bemüht ihre Kundschaft zufrieden zu stellen, indem sie die Gedecke korrekt aufdecken und die Gerichte schön angerichtet werden. Diese Projekt ist eine ganz gute Sache und wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet oder einmal in der Stadt seit, geht vorbei und geniesst ein tolles Essen für einen guten Zweck http://www.havencambodia.com und http://dragonflycambodia.org. Am Abend trafen wir uns nochmals mit Pip und Tom, da die zwei die Stadt bereits einen Tag vor uns wieder verlassen werden. Wahrscheinlich werden wir uns dann wieder irgendwo in Vietnam sehen oder hoffen es zumindest, da sie etwas weniger Zeit für dieses Land eingeplant haben als Bidu und ich.

Dann stand schon wieder der letzte Tag in Siem Reap vor der Tür. Wir entschieden uns nochmals mit dem Fahrrad zum Ta Prohm Tempel rauszufahren, um diesen nochmals etwas genauer anzuschauen. Dann war aber definitiv Schluss mit Tempelbesichtigungen und somit liessen wir den Tag in der Stadt ausklingen. Manchmal braucht man auch einfach etwas Zeit für sich alleine, damit die vielen Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen verarbeitet werden können.

Die Weiterreise führte uns am Dienstag weiter in die Hauptstadt nach Phnom Penh. Hier werden wir ein paar Tage verweilen und wagen uns etwas hinter die Geschichtsbücher dieses Landes.

Wir schicken euch etwas Wärme in die eisig kalte und verschneite Heimat und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/iKCNzuzocqoJQsTy8



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