Kambodschas traurige Vergangenheit

16 02 2012

7. Februar – 13. Februar 2012

Phnom Penh; wenn man hier hinreist, kommt man an etwas Geschichte Kambodschas nicht vorbei. Mehrmals am Tag hörten wir die Orte „Killing Fields“ und „Tuol-Sleng-(S-21)-Museum“, da jeder Tuk Tuk Fahrer uns dorthin bringen wollte. Doch wollten wir dorthin fahren, um uns mit der schrecklichen Vergangenheit des Landes zu befassen? Insgesamt verbrachten wir 2 volle Tage in der Hauptstadt und ja, was wir so alles unternommen haben, könnt ihr nach einem kurzen Abstecher in die Vergangenheit, selber lesen.

In den späten 1960er-Jahren wurde Kambodscha in die Vietnamkriese hineingezogen. Heimlich hatten die USA mit einem Flächenbombardement kommunistischer Basislager in Kambodscha begonnen, und kurz nach dem Staatsstreich von 1970 fielen amerikanische und südvietnamesische Truppen ins Land ein, um vietnamesische Kommunisten aufzustöbern. Sie scheiterten und trieben die kambodschanischen Kommunisten sowie ihre vietnamesischen Verbündeten nur tiefer ins Landesinnere Kambodschas. Bald versank das ganze Land in schrecklichen Kämpfen, die erst endeten als Phnom Penh am 17. April 1975 an die Roten Khmer fiel, zwei Wochen vor dem Fall Saigons. Der Einzug der Roten Khmer in die Stadt, wurde zuerst vom Volk bejubelt, da diese dachten, dass nun eine Wende zum Guten einkehren würde. Es war das Jahr Null; Geld als Zahlungsmittel wurde abgeschafft, Städte Verlassen und Kambodscha verwandelte sich in eine maoistische, von Bauern dominierte landwirtschaftliche Genossenschaft.

Die Roten Khmer unter der Führung Pol Pots, besetzen die Hauptstadt Phnom Penh und verlangten von den drei Millionen Einwohner binnen 48 Stunden die Stadt zu verlassen. Wer nicht geht wird ermordet, Konzentrationslager werden errichtet. Kambodschaner mit Grundbesitz oder Bildung werden. In nur einem Jahr löschte Kambodscha ermordet, oftmals reicht das Tragen einer Brille um als „gebildet“ zu gelten. Nicht kambodschanische Ethnien wie Vietnamesen, Chinesen, Laoten, Thai und christliche Kambodschaner, die zusammen 15 Prozent der Bevölkerung ausmachten, werden getötet. Religion ist verboten, von 60.000 Mönchen überleben nur 1.000, 95 Prozent der Tempel werden zerstört, sein reiches kulturelles Erbe beinahe vollständig aus, entzieht sich selber die wirtschaftliche Existent und tötete in einem Autogenozid seine Bevölkerung. Das ganze Land ist ein riesiges Konzentrationslager geworden. Landesweit überlebten die „Säuberungsaktionen“ nur 50 Ärzte und 5.000 von 20.000 Lehrern. Vor den Toren von Phnom Penh wurde das berüchtigte S-21 Gefängnis errichtet, eine Todesfabrik. Auf den sogenannten Killing Fields, die im ganzen Land verteilt waren, wurden 200.000 Menschen umgebracht. Hunderttausend weitere kamen durch schlechte Behandlung, Mangelernährung oder Krankheit ums Leben. Ende 1978 besetzte Vietnam das Land und stürzte die Roten Khmer, die Richtung Westen flohen. Zwischen 1975 und 1978 starben etwa 2,5 Millionen Kambodschaner an den direkten Folgen der Politik der Roten Khmer. In Kambodscha lebten 1975 8 Millionen Menschen. Pol Pot wurde 1997 als Verräter angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Im April 1998 jedoch stirbt Pol Pot!

Eine Geschichtliche Zeitreise die noch gar nicht so lange her ist aber wir doch so wenig darüber wussten. Die tragische Vergangenheit spürte man in der ganzen Stadt und im ganzen Land. Alte Leute sind eher eine Seltenheit und zwar im ganzen Land. Wenn wir doch welche zu Gesicht bekamen, konnte man ihnen das Leid und die Qualen die sie durchgemacht haben, immer noch ansehen. Kambodscha gilt ja auch als Land der Kinder, da 40% von der Bevölkerung unter 15 Jahren alt ist.

Die Tuk Tuk Fahrer der Stadt verdienten nicht das grosse Geld an uns, da wir ihren Service nicht gross in Anspruch nahmen. Wir besichtigten lediglich das Tuol-Sleng-(S-21)-Museum. Vor Einzug der Roten Khmer dienten die 4 Gebäude als Gymnasium. Doch 1975 verwandelte Pol Pots Sicherheitskräfte die Schule in ein Gefängnis, das grösste Konzentrationslager und Folterzentrum des Landes. Was uns da alles während des Rundganges durch den Kopf ging ist schwierig in Worte zu fassen. Es ist unvorstellbar was diese Menschen, die dort gefangen waren, für Qualen durchstehen mussten, die auf einigen Bildern dargestellt sind. Für uns beide stand nach diesem Besuch fest, dass wir die Killing-Fields nicht sehen wollen. Dafür besuchten wir wieder einmal einen Markt und zwar den Psar Tuol Tom Pong oder besser bekannt unter seinem Spitznamen Russenmarkt. Dort gibt es wieder alles erdenkliche oder auch unerdenkliche zu kaufen :-). Wir waren dann froh, als wir das Grossstadtleben wieder hinter uns lassen konnten und wir die Weiterreise in den Süden antraten.

Wie meistens ging’s mit dem Bus weiter nach Kampot. Die 40‘000 Seelen Stadt liegt am Fluss des Teuk Chhou. Für die nächsten 4 Tage fanden wir eine gemütliche Unterkunft, welche sich direkt am Fluss befand. In diesen Tagen wollten wir ein wenig ausspannen und uns von den vielen Eindrücken erholen. Olly’s Place eignete sich wunderbar dazu. Mit den Fahrrädern erkundeten wir den doch noch recht ursprünglichen Ort, welcher noch nicht total von uns Touristen überlaufen ist. An den Nachmittagen übten wir uns dann im Stand-Up-Paddel-Surfing. Um diese Sportart zu betreiben braucht man ein Windsurfbrett und ein Paddel. Wenn man das Gleichgewicht, natürlich stehend auf dem Brett, einmal gefunden hat, kann man sich durch paddeln fortbewegen. Dies ist noch ein gemütlicher Zeitvertreib, wie wir rasch bemerkten. Natürlich geht es einfacher mit dem Strom als gegen den Strom des Flusses zu paddeln ;-). Am Sonntag mieteten wir dann wieder einmal einen Roller um das benachbarte Kep zu erkunden. Es ist zwar recht gefährlich hier mit dem Roller unterwegs zu sein, da jeder irgendwie auf irgendeiner Seite angefahren kommt. Dieser kleinere Ort liegt am Meer und bietet die Möglichkeit an diversen Stränden zu baden. Etwas weiter weg befinden sich einige Pfefferplantagen. Die Region um Kampot / Kep ist sehr berühmt für ihren köstlichen Pfeffer. Wir besuchten eine Plantage und konnten die verschiedenen Pfeffersorten natürlich auch testen. An unserem letzten Tag machten wir dann einen Tagesausflug auf die Rabbit Island. Diese Insel erreichten wir durch eine 20-minütige Bootsfahrt von Kep aus. Auf der Insel befinden sich mehrere Bungalows zum Übernachten sowie Restaurants die frische Meeresfrüchte anbieten. Es war sehr erholsam, so einen ganzen Tag im Liegestuhl zu liegen und die warmen Sonnenstrahlen zu geniessen. Ich entschuldige mich bei euch allen für diesen Satz, da ihr in den letzten Wochen nicht gerade von warmen Temperaturen verwöhnt wurdet :-)! Diese Tage in Kampot taten uns sehr gut und wir genossen die Zeit sehr um neue Energie für die fast letzte Etappe unserer Reise zu tanken.

So gehört unsere Zeit in Kambodscha bereits wieder der Vergangenheit an. Die 2 Wochen die wir in diesem Land verbracht haben, waren speziell für mich, die wohl schwierigsten Wochen auf der ganzen Reise. Kambodscha ist das ärmste Land, welches wir besucht haben und das ganze Elend ging mir sowie auch Bidu extrem nahe. Dazu wollen wir noch anmerken, dass auch Bolivien sehr arm war aber dort war es an vielen Plätzen nicht ganz so offensichtlich wie hier. Eine Achterbahn der Gefühle ist wohl der richtige Ausdruck für die Zeit die wir hier verbracht haben. Die Landschaft sowie die Natur ausserhalb der grossen Städte sind sehr schön und haben uns sehr gefallen. Die Menschen sind liebenswert und freundlich. Dies spürten wir vor allem an den Orten, wo der Tourismus noch nicht so weit fortgeschritten ist. Wir Touristen sind nicht immer gleich gut für ein Land, was sich hier sehr deutlich gezeigt hat. Wir werden dieses Land, in welchem wir halt für einmal nur eine kurze aber sehr intensive Zeit verbracht haben, in sehr guter Erinnerung behalten.

Die Reise führte nun ins letzte „neue“ Land, nämlich nach Vietnam. Erste Station hiess Ho-Chi-Minh-City (Saigon). Was wir in dieser absolut verrückten und verkehrsgestörten Stadt alles erlebt haben, werden wir euch im nächsten Bericht erzählen.

Liebe Grüsse aus Saigon und haste pronto
Eliane, Beat und Grumo

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