In der Heimat des tapferen Schneiderleins

29 02 2012

21. Februar – 29. Februar 2012

Route: Mui Né – Dà Lat – Hoi An – Hué

Für einmal sitze ich mit langen Hosen und Pulli vor dem Computer, um diesen Bericht zu verfassen. Ein komisches Gefühl nach so langer Zeit nur in Shorts und Flip Flops wieder lange Sachen zu tragen. Wir sind in Hué und der bekannte Wolkenpass liegt hinter uns. Das heisst, dass es ab hier nur noch kälter wird. Aber erst mal der Reihe nach, da wir ja von Mui Né nicht direkt nach Hué gereist sind.

Auf einer Höhe von 1475 MüM sind die Tage angenehm und die Nächte frostig. Das etwas mildere Klima nutzen die Einwohner Dà Lat‘s zum Anbau von allem möglichen Grünzeug, also Gemüse in allen Variationen, Obst, Beeren und jede Menge Blumen sowie Kaffee (Vietnam ist nach Brasilien der zweitgrösste Kaffeeproduzent weltweit) aber das gilt ja nicht als Grünzeug. Sonst gibt es in dieser Gegend auch noch weitere Attraktionen zu besichtigen und am besten macht man das per Motorrad oder in unserem Fall per Scooter. Bidu freut dies immer besonders, da ich ihm das Fahren immer überlasse, was wohl auch besser ist ;-). Wie gesagt es gab viel zu sehen und zu probieren und fast auf alles, erhielten wir vom einheimischen Guide Sun eine Erklärung. Bevor wir eine Seidenfabrik besuchten, gab’s zur Stärkung frittierte Grillen, welche übrigens gar nicht so schlecht schmecken! Auf dem lokalen Markt gab’s wieder viel zu bestaunen und ab und zu roch es sehr streng vor allem in der Fleischabteilung. Eine Seidenfabrik hatten wir bis jetzt noch nicht besichtigt und waren gespannt auf den ganzen Ablauf. Es ist eine komplexe Sache aber sehr interessant den flinken Fingern der Arbeiterinnen zu zu schauen. Von der Seidenfabrik fuhren wir weiter zum Elefantenwasserfall und dann gab’s bereits das Mittagessen. Dort erfuhren wir viel über die Vietnamesen und ihre Sitten und Gebräuche. Dass sie Hunde essen ist ja kein Geheimnis aber wir schauten Sun schon ein wenig komisch an, als sie erzählte, dass wenn eine Familie zum Beispiel 3 Töchter hat und sehr arm ist, könne sie sich nicht 3 Ehemänner leisten, sondern nur einen für die älteste Tochter. Hier werden die Ehemänner von den Familien noch gekauft und zwar wird nicht mit Geld bezahlt, sondern mit Büffeln, Schmuck und Webereien. Damit die anderen 2 Töchter dann nicht zu kurz kommen, werde der Ehemann halt geteilt auch während den Nächten, meinte Sun ganz ernst. Die Schlussbemerkung war dann noch; und Neid oder Eifersucht kenne man hier nicht! Andere Länder andere Sitten!

Trotzdem sind wir der Meinung, dass wir an diesem einen Tag alles von Dà Lat gesehen und probiert haben inkl. Artischockentee und so ging es am nächsten Morgen weiter nach Nha Trang. Nha Trang ist ähnlich wie Mui Né, nur ein bisschen grösser, und so beschlossen wir das Strandleben sausen zu lassen (diese holen wir ja dann in Thailand nach) und direkt mit dem Nachtbus weiter nach Hoi An zu reisen. Hier eine kurze Tageszusammenfassung des 23. Februars 2012: 07.30 Uhr Abfahrt in Dà Lat, 12.30 Uhr Ankunft in Nha Trang, Zeit um etwas essen zu gehen, kurze Strandbesichtigung, Tagebuch schreiben und zurück zum Abfahrtsort des Busses. 19.00 Uhr Abfahrt des Nachtbusses in Nha Trang, 06.30 Uhr am 24. Februar 2012 Ankunft in Hoi An. Die Nacht im rüttelnden Bus war wieder einmal nicht so erholsam aber als dann in der 2. Nachthälfte die Strasse etwas besser wurde, fanden auch wir einige Stunden Schlaf. Die Nachtbusse hier in Asien sind wirklich nicht das höchste der Reisegefühle!

In Hoi An erwartete uns wieder eine ganz andere Welt! Eine weitaus touristischere Welt, keine Frage, aber auch (oder deswegen) eine viel schönere. Hoi Ans Altstadt ist UNESCO Weltkulturerbe und in den schmalen Gassen werden die alten hell gelben Kolonialvillen mit dunklen Holztüren und üppigen Pflanzen, von Lampen und bunten Lampions in Szene gesetzt. Abends schwimmen auf dem Thu-Bon-Fluss Kerzenlichter in allen Farben und die ganze Altstadt ist wunderschön beleuchtet. Die Strassen bestehen aus Souvenirläden, französischen Cafés, Restaurants und natürlich Schneiderläden. Hoi An ist der beste Ort in ganz Vietnam, um erschwingliche, massgeschneiderte Kleidung zu kaufen. Es gibt viele tapfere Schneiderleins die hier den ganzen Tag vermessen, beraten, designen und wohl während der Nacht all die Sachen zusammennähen, damit man am nächsten Tag die massgeschneiderten Kleider anprobieren kann. Hier hat man die Qual der Wahl. Ungefähr 500 Schneider gibt es hier, die einem alles anfertigen, was man möchte. Die schwierigste Aufgabe war es dann einen guten Schneider zu finden. Wir vertrauten auf eine Empfehlung von anderen Reisenden und wir wurden nicht enttäuscht. Mit Hilfe des Computers konnten wir uns zuerst die Sachen aussuchen, die wir uns anfertigen lassen wollten. Danach hiess es Stoff auswählen und es hatte nicht nur eine Stoffsorte, sondern zig verschiedene in allen möglichen Farben, Qualitäten und Preisklassen. Bevor etwas angefertigt werden kann, müssen auch noch Masse her. So wurden wir beide vom Hals bis zu den Füssen vermessen und dann war die Arbeit von unserer Seite her erledigt. Nun lag es in anderen Händen wie die Kleider aussehen werden. Nach über 2 Stunden verliessen wir das Geschäft mit einem etwas mulmigen Gefühl, da es nichts schwierigeres gibt, als ab einem Bild zu entscheiden was man will ohne zu wissen ob es dann auch zu einem passt oder nicht. Aber eben, das kommt schon gut, dachten wir uns. Ganz fertig waren wir dann doch noch nicht und legten einen weiteren Stopp beim Schuhmacher ein. Zu einem Anzug sowie einem Kleid gehören auch die passenden Schuhe. Dieser Besuch dauerte nicht lange, da wir wussten was für Schuhe wir wollten. Rasch das gewünschte Leder aussuchen, Füsse auf ein Blattpapier legen, mit einem Kugelschreiber die Form nachziehen und mit einem Messband noch die Fuss-Höhe & Umfang messen und fertig waren die Vorabklärungen. So geht das wohl nur hier zu und her :-). Ganz geschafft vom vielen Geld ausgeben, trafen wir unsere englischen Reisepartner Pip und Tom wieder, die per Zufall auch noch in der Stadt waren.

Am nächsten Tag gingen wir gespannt zur Anprobe der Kleider. Das Resultat durfte sich sehen lassen und beide waren wir begeistert vom Resultat sowie der geleisteten Arbeit innerhalb der letzten 22 Stunden. Unglaublich was die hier in so kurzer Zeit erarbeiten. Es wurden einige Änderungen vorgenommen und einen neuen Termin für eine weitere Anprobe vereinbart. Dann rasch beim Schuhmacher vorbei und dort warteten bereits die fertigen und perfekt passenden Schuhe auf uns.

Hoi An hat nebst all diesen schönen Sachen auch noch kilometerlange Strände zu bieten. Da das Wetter während den 4 Tagen nicht so überzeugend war, pendelten wir nicht so oft wie angenommen mit unseren Fahrrädern zwischen den Reisfeldern, die von der Stadt zum Strand führen hindurch. Die Wassertemperatur ist zwar für den vietnamesischen Winter recht angenehm aber doch recht frisch für unseren Geschmack. In der Zeit die wir nicht beim Schneider oder Schuhmacher verbrachten, genossen wir die schöne Altstadt oder fuhren einfach ein wenig mit dem Fahrrad herum. An unserem 3. Tag konnten wir die fertigen Kleider abholen gehen und das Resultat kann sich sehen lassen! Etwas schweren Herzens verliessen wir diese tolle Stadt mit ihrem grossartigen Ambiente wieder, um weiter nördlich in die ehemalige Kaiserstadt Hué zu reisen.

Da wir erst am Nachmittag in Hué ankamen, liefen wir ein wenig in der Stadt herum und sparten uns den Besuch der Zitadelle für den nächsten Tag auf. Die Festungsanlage, in der sich die ehemalige Kaiserstadt befand, erstreckt sich am nördlichen Ufer des Song Huong Flusses. Der Bau der ehemaligen verbotenen Stadt ist umgeben von einer 2,5 km langen Stadtmauer und einem Stadtgraben. Der Bau des Gebäudes begann im Jahre 1804 unter Kaiser Gia Long.

Der letzte Monat unserer Reise ist nun angebrochen und heute Abend geht es mit dem Nachtbus in die Hauptstadt nach Hanoi. Dort haben wir unter anderem vor, mit Pip und Tom eine 3 tägige Bootstour in die Halong Bucht zu unternehmen.

Wir senden euch liebe Grüsse und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/uUwh1FSPC5rcpR628



Good Morning Vietnam!

22 02 2012

14. Februar – 20. Februar 2012

Route: Ho-Chi-Minh-City – (Mekong Delta) Ben Tre – (Mekong Delta) Can Tho – Ho-Chi-Minh-City – Mui Né

Oder so ähnlich wurde man hier vor über 30 Jahren noch gegrüsst, als die Amerikaner während des Vietnamkrieges hier waren. Es gibt auch einen gleichnamigen Film aus dem Jahre 1987, welcher von einem US-amerikanischen Radiomoderator in Saigon während des Krieges handelt.

Immer mehr Reisende entdecken mit Vietnam eines der faszinierendsten und abwechslungsreichsten Reiseländer Südostasiens. Vietnam erwartet seine Besucher mit trubeligen Großstädten, jahrhundertealten Palast- und Tempelanlagen, ursprünglichen Bergdörfern, Dschungellandschaften und Badeorten am Südchinesischen Meer. Höhepunkte einer Reise sind Bootsfahrten in der Halong-Bucht und im Mekong-Delta. Hauptstadt des Landes ist mittlerweile Hanoi und insgesamt leben ungefähr 87 Millionen Leute auf einer Fläche von 331 689 km2. Bezahlt wird mit dem vietnamesischen Dong (VND 100‘000.- = CHF 4.40).

Die Busreise von Kambodscha’s Kampot führte zuerst zurück nach Phnom Penh und dann von dort weiter in die grösste Stadt Vietnams, nach Ho-Chi-Minh-City. Bis April 1975 war die Stadt die Hauptstadt der Republik Vietnam und unter ihrem alten Namen Sài-Gòn bekannt. Nach dem Vietnamkrieg kam es 1976 zur Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam und Saigon wurde nach dem verstorbenen Staatschefs Nordvietnams in Ho-Chi-Minh-City umbenannt. Die Reise war lange und dauerte 11 geschlagene Stunden inkl. Aufenthalt in Phnom Penh. Bereits bei der Einfahrt in die Stadt wurde uns bewusst, dass auf uns hier eine grössere Herausforderung wartet. Die Herausforderung hiess, wie überquere ich eine Strasse, ohne dabei überfahren zu werden? Vor 20 Jahren fuhr man hier noch Fahrrad, doch heute hat glaube ich jeder Erwachsene einen Roller. Vor einer roten Ampel warten Rollerfahrer, wir haben nie gezählt wie viele es waren, weil die Rotphase wäre bestimmt zur kurz gewesen um alle zu zählen. Ohne dies einmal selber gesehen zu haben, ist es schwierig, sich dieses Bild vor Augen zu führen :-). Vorneweg können wir nehmen, dass wir die Tage in der Stadt ohne Kollision überstanden haben. Viel unternommen haben wir in den 2 Tagen nicht, da wir die Stadt einfach auf uns wirken liessen. Man konnte sich gut in ein Kaffee setzen und dem Geschehen rund um einem zu sehen, ohne dass es langweilig wurde. Vielleicht waren wir auch einfach zu faul um wieder von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit oder von Museum zu Museum zu hetzen. Nach fast 11 Monaten reisen, eilt man halt nicht mehr allem hinter her, was gerade im Reiseführer steht. Etwas was uns hier extrem fasziniert sind die vielen Raubkopien. Die Vietnamesen sind Weltmeister wenn sie etwas kopieren können. Man kann hier glaube ich alles kaufen und es ist eine Fälschung. Alle Reiseführer von Lonely Planet gibt es als Kopie und von den Designerkleidern wollen wir schon gar nicht sprechen. Überall sieht man Gucci oder Armani angeschrieben, doch echt ist bestimmt nichts. Es ist eine rechte Herausforderung, wenn man hier etwas Originales kaufen möchte.

Ganz spontan entschieden wir uns dann für einen 2 Tagesausflug ins Mekong Delta. Wir wagten uns wieder einmal, eine geführte Tour zu buchen. Wir sind gar keine grossen Fans von diesen Touren aber da wir etwas knapp an Zeit sind, wagten wir wieder einmal zu diesem Schritt. Mit einem Bus fuhren wir zuerst von Ho-Chi-Minh-City nach Ben Tre. Die Gruppe war bunt gemischt und recht angenehm. In Ben Tre tauschten wir den 4-rädigen Untersatz gegen ein Boot. Auf dem gleichnamigen Fluss Ben Tre ging’s weiter und zu dem erhielten wir die Möglichkeit eine Backstein-Fabrik sowie eine Kokosnuss-Verarbeitungs-Produktion anzusehen. Die Bootsfahrt durch die vielen kleinen Kanäle war sehr schön aber es wäre noch schöner gewesen, wenn die Einheimischen den Fluss nicht als Müllhalde benützen würden. Was einem hier wieder alles entgegen geschwommen kam, war unglaublich. Der Müll wird zwar nicht nur im Gewässer, sondern einfach überall wo es gerade geht entsorgt. Ein grosses Umweltdenken herrscht hier leider noch nicht aber dies war auch schon in Thailand, Laos und Kambodscha so. Nach einem traditionellen vietnamesischen Mittagessen (das Fleisch, welches wir serviert erhielten, sah sehr speziell aus, obwohl die Angestellte erklärte, dass dies Huhn sei), wurden wir von einem kleinen Gewitter überrascht. Leider half der Regen nicht, die tropischen Temperaturen etwas herunter zu kühlen, sondern die Luft wurde nur noch stickiger. Mit dem Bus ging es weiter südlich in die Stadt Can Tho, die wir gegen Abend erreichten. Nach Bezug der Unterkunft, stand uns die restliche Zeit zur freien Verfügung. Diese nutzten wir um etwas Essen zu gehen ;-)!
Am nächsten Morgen besuchten wir wieder mit einem Boot den Floating Market von Cai Rang. Dies ist zugleich der grösste schwimmende Markt im Mekong Delta, wo hunderte Boote vollbepackt mit Früchten und Gemüse jeden Morgen ihre frische Ware verkaufen oder tauschen kommen. Damit jeder weiss, was welches Boot zu verkaufen hat, wird die jeweilige Ware an einem langen Stock am Boot angebunden. So sieht man schon von weitem, was es dort zu kaufen gibt. Es war herrlich die vielen frischen Ananas, Bananen, Melonen, Mangos usw. zu sehen. Danach hatten wir noch die Gelegenheit eine Früchtefarm zu besuchen und natürlich einige Früchte zu probieren. Von Can Tho aus hiess es dann wieder zurück nach Ho-Chi-Minh-City fahren, was ungefähr 5 Stunden dauerte. Auf der Rückfahrt überquerten wir mehrmals den Mekong und die längste Brücke über die wir fuhren, hatte eine Länge von 1,2 km. Der Ausflug in das Mekong Delta hat sich gelohnt, doch wäre es besser gewesen, wenn wir noch ein paar Tage mehr Zeit gehabt hätten. Unseren letzten Abend in Ho-Chi-Minh verbrachten wir in unserem Stammlokal. Dies war zwar nicht wirklich ein Lokal, sondern es werden am Abend an vielen Orten kleine Tische und Stühle aufgestellt, wo es Bier für VND 10‘000.00 (CHF 0.44) zu kaufen gibt. So liessen wir uns von der geschäftstüchtigen Dame an einen Tisch beim Bia Hoi , wie es die Einheimischen nennen, einweisen, da wir uns nicht einfach irgendwo hin setzten durften und tranken mit den Einheimischen und natürlich mit anderen Touristen ein oder auch zwei Biere. Zugleich liessen wir die vielen Eindrücke dieser Stadt mit all ihren Verkäufern nochmals auf uns wirken.

Unsere Weiterreise durch Vietnam erfolgt in den nächsten Wochen Richtung Norden, natürlich meistens wieder mit dem Transportmittel Bus. Erster Zwischenstopp nach der Grossstadt ein Küstenort namens Mui Né am südchinesischen Meer. Zunehmenden Bekanntheitsgrad erlangte der Ort in den letzten Jahren durch den Bade- und Kitesurf-Tourismus. Ehm ja, wir waren sehr überrascht als wir hier ankamen und die vielen 5-Sterne-Resorts sahen, die wie Pilze aus dem Boden schiessen. Eine weitere Überraschung bereiteten uns dann auch die vielen russischen Touristen oder besser gesagt, man fühlte sich hier fast wie in Russland, nur bei wärmeren Temperaturen. Eine einigermassen bezahlbare Unterkunft direkt am Meer fanden wir auch und so verbrachten wir hier 2 ruhige Tage unter anderem mit baden im warmen Meer. Die Landschaft rund um den Ort ist total anders als die Bisherige. Diese gleicht eher einer Wüstenlandschaft, da es viele rote und weisse Sanddünen gibt.

Natürlich wollen wir auch etwas vom zentralen Hochland sehen und so reisten wir weiter auf 1475 MüM in den ewigen Frühling nach Dà Lat.

Etwas kühlere Grüsse aus der Höhe senden wir euch und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/kVrqWy3t7DrGKH7d8



Kambodschas traurige Vergangenheit

16 02 2012

7. Februar – 13. Februar 2012

Phnom Penh; wenn man hier hinreist, kommt man an etwas Geschichte Kambodschas nicht vorbei. Mehrmals am Tag hörten wir die Orte „Killing Fields“ und „Tuol-Sleng-(S-21)-Museum“, da jeder Tuk Tuk Fahrer uns dorthin bringen wollte. Doch wollten wir dorthin fahren, um uns mit der schrecklichen Vergangenheit des Landes zu befassen? Insgesamt verbrachten wir 2 volle Tage in der Hauptstadt und ja, was wir so alles unternommen haben, könnt ihr nach einem kurzen Abstecher in die Vergangenheit, selber lesen.

In den späten 1960er-Jahren wurde Kambodscha in die Vietnamkriese hineingezogen. Heimlich hatten die USA mit einem Flächenbombardement kommunistischer Basislager in Kambodscha begonnen, und kurz nach dem Staatsstreich von 1970 fielen amerikanische und südvietnamesische Truppen ins Land ein, um vietnamesische Kommunisten aufzustöbern. Sie scheiterten und trieben die kambodschanischen Kommunisten sowie ihre vietnamesischen Verbündeten nur tiefer ins Landesinnere Kambodschas. Bald versank das ganze Land in schrecklichen Kämpfen, die erst endeten als Phnom Penh am 17. April 1975 an die Roten Khmer fiel, zwei Wochen vor dem Fall Saigons. Der Einzug der Roten Khmer in die Stadt, wurde zuerst vom Volk bejubelt, da diese dachten, dass nun eine Wende zum Guten einkehren würde. Es war das Jahr Null; Geld als Zahlungsmittel wurde abgeschafft, Städte Verlassen und Kambodscha verwandelte sich in eine maoistische, von Bauern dominierte landwirtschaftliche Genossenschaft.

Die Roten Khmer unter der Führung Pol Pots, besetzen die Hauptstadt Phnom Penh und verlangten von den drei Millionen Einwohner binnen 48 Stunden die Stadt zu verlassen. Wer nicht geht wird ermordet, Konzentrationslager werden errichtet. Kambodschaner mit Grundbesitz oder Bildung werden. In nur einem Jahr löschte Kambodscha ermordet, oftmals reicht das Tragen einer Brille um als „gebildet“ zu gelten. Nicht kambodschanische Ethnien wie Vietnamesen, Chinesen, Laoten, Thai und christliche Kambodschaner, die zusammen 15 Prozent der Bevölkerung ausmachten, werden getötet. Religion ist verboten, von 60.000 Mönchen überleben nur 1.000, 95 Prozent der Tempel werden zerstört, sein reiches kulturelles Erbe beinahe vollständig aus, entzieht sich selber die wirtschaftliche Existent und tötete in einem Autogenozid seine Bevölkerung. Das ganze Land ist ein riesiges Konzentrationslager geworden. Landesweit überlebten die „Säuberungsaktionen“ nur 50 Ärzte und 5.000 von 20.000 Lehrern. Vor den Toren von Phnom Penh wurde das berüchtigte S-21 Gefängnis errichtet, eine Todesfabrik. Auf den sogenannten Killing Fields, die im ganzen Land verteilt waren, wurden 200.000 Menschen umgebracht. Hunderttausend weitere kamen durch schlechte Behandlung, Mangelernährung oder Krankheit ums Leben. Ende 1978 besetzte Vietnam das Land und stürzte die Roten Khmer, die Richtung Westen flohen. Zwischen 1975 und 1978 starben etwa 2,5 Millionen Kambodschaner an den direkten Folgen der Politik der Roten Khmer. In Kambodscha lebten 1975 8 Millionen Menschen. Pol Pot wurde 1997 als Verräter angeklagt und zu lebenslanger Haft verurteilt. Im April 1998 jedoch stirbt Pol Pot!

Eine Geschichtliche Zeitreise die noch gar nicht so lange her ist aber wir doch so wenig darüber wussten. Die tragische Vergangenheit spürte man in der ganzen Stadt und im ganzen Land. Alte Leute sind eher eine Seltenheit und zwar im ganzen Land. Wenn wir doch welche zu Gesicht bekamen, konnte man ihnen das Leid und die Qualen die sie durchgemacht haben, immer noch ansehen. Kambodscha gilt ja auch als Land der Kinder, da 40% von der Bevölkerung unter 15 Jahren alt ist.

Die Tuk Tuk Fahrer der Stadt verdienten nicht das grosse Geld an uns, da wir ihren Service nicht gross in Anspruch nahmen. Wir besichtigten lediglich das Tuol-Sleng-(S-21)-Museum. Vor Einzug der Roten Khmer dienten die 4 Gebäude als Gymnasium. Doch 1975 verwandelte Pol Pots Sicherheitskräfte die Schule in ein Gefängnis, das grösste Konzentrationslager und Folterzentrum des Landes. Was uns da alles während des Rundganges durch den Kopf ging ist schwierig in Worte zu fassen. Es ist unvorstellbar was diese Menschen, die dort gefangen waren, für Qualen durchstehen mussten, die auf einigen Bildern dargestellt sind. Für uns beide stand nach diesem Besuch fest, dass wir die Killing-Fields nicht sehen wollen. Dafür besuchten wir wieder einmal einen Markt und zwar den Psar Tuol Tom Pong oder besser bekannt unter seinem Spitznamen Russenmarkt. Dort gibt es wieder alles erdenkliche oder auch unerdenkliche zu kaufen :-). Wir waren dann froh, als wir das Grossstadtleben wieder hinter uns lassen konnten und wir die Weiterreise in den Süden antraten.

Wie meistens ging’s mit dem Bus weiter nach Kampot. Die 40‘000 Seelen Stadt liegt am Fluss des Teuk Chhou. Für die nächsten 4 Tage fanden wir eine gemütliche Unterkunft, welche sich direkt am Fluss befand. In diesen Tagen wollten wir ein wenig ausspannen und uns von den vielen Eindrücken erholen. Olly’s Place eignete sich wunderbar dazu. Mit den Fahrrädern erkundeten wir den doch noch recht ursprünglichen Ort, welcher noch nicht total von uns Touristen überlaufen ist. An den Nachmittagen übten wir uns dann im Stand-Up-Paddel-Surfing. Um diese Sportart zu betreiben braucht man ein Windsurfbrett und ein Paddel. Wenn man das Gleichgewicht, natürlich stehend auf dem Brett, einmal gefunden hat, kann man sich durch paddeln fortbewegen. Dies ist noch ein gemütlicher Zeitvertreib, wie wir rasch bemerkten. Natürlich geht es einfacher mit dem Strom als gegen den Strom des Flusses zu paddeln ;-). Am Sonntag mieteten wir dann wieder einmal einen Roller um das benachbarte Kep zu erkunden. Es ist zwar recht gefährlich hier mit dem Roller unterwegs zu sein, da jeder irgendwie auf irgendeiner Seite angefahren kommt. Dieser kleinere Ort liegt am Meer und bietet die Möglichkeit an diversen Stränden zu baden. Etwas weiter weg befinden sich einige Pfefferplantagen. Die Region um Kampot / Kep ist sehr berühmt für ihren köstlichen Pfeffer. Wir besuchten eine Plantage und konnten die verschiedenen Pfeffersorten natürlich auch testen. An unserem letzten Tag machten wir dann einen Tagesausflug auf die Rabbit Island. Diese Insel erreichten wir durch eine 20-minütige Bootsfahrt von Kep aus. Auf der Insel befinden sich mehrere Bungalows zum Übernachten sowie Restaurants die frische Meeresfrüchte anbieten. Es war sehr erholsam, so einen ganzen Tag im Liegestuhl zu liegen und die warmen Sonnenstrahlen zu geniessen. Ich entschuldige mich bei euch allen für diesen Satz, da ihr in den letzten Wochen nicht gerade von warmen Temperaturen verwöhnt wurdet :-)! Diese Tage in Kampot taten uns sehr gut und wir genossen die Zeit sehr um neue Energie für die fast letzte Etappe unserer Reise zu tanken.

So gehört unsere Zeit in Kambodscha bereits wieder der Vergangenheit an. Die 2 Wochen die wir in diesem Land verbracht haben, waren speziell für mich, die wohl schwierigsten Wochen auf der ganzen Reise. Kambodscha ist das ärmste Land, welches wir besucht haben und das ganze Elend ging mir sowie auch Bidu extrem nahe. Dazu wollen wir noch anmerken, dass auch Bolivien sehr arm war aber dort war es an vielen Plätzen nicht ganz so offensichtlich wie hier. Eine Achterbahn der Gefühle ist wohl der richtige Ausdruck für die Zeit die wir hier verbracht haben. Die Landschaft sowie die Natur ausserhalb der grossen Städte sind sehr schön und haben uns sehr gefallen. Die Menschen sind liebenswert und freundlich. Dies spürten wir vor allem an den Orten, wo der Tourismus noch nicht so weit fortgeschritten ist. Wir Touristen sind nicht immer gleich gut für ein Land, was sich hier sehr deutlich gezeigt hat. Wir werden dieses Land, in welchem wir halt für einmal nur eine kurze aber sehr intensive Zeit verbracht haben, in sehr guter Erinnerung behalten.

Die Reise führte nun ins letzte „neue“ Land, nämlich nach Vietnam. Erste Station hiess Ho-Chi-Minh-City (Saigon). Was wir in dieser absolut verrückten und verkehrsgestörten Stadt alles erlebt haben, werden wir euch im nächsten Bericht erzählen.

Liebe Grüsse aus Saigon und haste pronto
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/TokrSyzB6BKsiHfV9



Kantha Bopha – Der tägliche Kampf um Leben und Tod

11 02 2012

Siem Reap, 4. Februar 2012

Wie ich bereits im letzten Bericht erwähnt hatte, besuchten wir (unsere englischen Reisekollegen Pip und Tom sowie die 2 deutschen Mädels Bianca und Sonja und natürlich Bidu und ich) das Kinderspital Kantha Bopha Jayavarmann VII, welches wohl vom bekanntesten und erfolgreichsten Bettler Kambodschas betrieben wird. Der Name Beat Richner war für uns kein Fremdwort und somit lag uns ein Besuch in einem seiner Krankenhäuser sehr am Herzen. Der Schweizer Kinderarzt Dr. Beat Richner der seit mehr als 30 Jahren darum besorgt ist, dass die vielen Kinder Kambodschas medizinisch versorgt und betreut werden. Die 5 Kinderkrankenhäuser Kantha Bopha stehen in Phnom Penh und Siem Reap. Täglich warten 400 kranke Kinder mit ihren Müttern und Vätern bereits frühmorgens vor den Toren der 5 Krankenhäuser. Die Eltern reisen hunderte von Kilometern aus dem ganzen Land an, um die Kinder oder die wertenden Mütter in einem der Spitäler behandeln zu lassen. Die Behandlungen und Medikamente sind für die Familien kostenlos, da sie schlichtweg das Geld gar nicht hätten, um diese Leistungen zu bezahlen.

In den Kantha Bopha Krankenhäuser werden 85 – 90% aller kranken Kinder des Landes behandelt. Das heisst im Jahr 2010 wurden 108‘000 schwer kranke Kinder hospitalisiert. 733‘000 Kinder wurden in den Polikliniken behandelt und 15‘265 chirurgische Operationen wurden durchgeführt. Dies sind nur ein paar Zahlen aus ganz vielen.

In den 5 Spitälern arbeiten mittlerweile 2‘400 Leute vom Reinigungspersonal bis zum Arzt, wovon alle bis auf 3 Leute Khmer sind. Der Mindestlohn der hier bezahlt wird, beträgt pro Monat USD 240. Mit den weit überdurchschnittlichen Löhnen geht das Krankenhaus gegen die lähmende Korruption im Land vor.

Beat Richner sagt immer, dass er nur das Beste von uns will. Das heisst in seinen Worten Blut oder Geld oder am besten beides. Somit ist nun klar, was wir an diesem heissen Nachmittag in Siem Reap für eine Mission hatten; wir spendeten Blut um den Kindern in diesem Land zu helfen. Mich kostete dieser Gang etwas mehr Überwindung als Bidu, da ich kein grosser Fan von stechenden Nadeln bin. Doch zugleich dachte ich an die vielen Kinder, die uns oftmals schon vom Strassenrand zugewunken haben und dies immer mit einem strahlenden Lachen im Gesicht. Leider konnten Pip und Bianca kein Blut spenden, da ihr Hämoglobin-Wert zu tief war. Für diese Tat kriegten wir noch Sprite, Cracker, T-Shirt sowie einen Blutspenderausweis auf Khmer.

All dieses Helfen von Beat Richner kostet Geld und zwar sehr viel Geld. Die Krankenhäuser benötigen jedes Jahr USD 35 Millionen wovon USD 4 Million von der schweizerischen Regierung sowie USD 3 Millionen von der kambodschanischen Regierung gespendet wird. Die restlichen Millionen „erbettelt“ sich der Arzt, mit der Postcheck-Konto-Nr. 8060699-1 wie er sich ironischer weise selber nennt, jedes Jahr von neuem. In Siem Reap veranstaltet er in der Hochsaison 2x pro Woche ein Konzert, wo er als Beatocello auftritt. Auf seinem Cello spielt er ein paar Stücke, spricht über die Differenzen mit der WHO sowie informiert über die Arbeit in seinen Krankenhäusern in einem der ärmsten und korruptesten Land der Welt. Nach diesem Abend hatte Richner wieder ein paar USD mehr „erbettelt“ und wenn du am Ende eines Monates auch noch CHF 20.00 übrig hast, kannst du ja vielleicht den zweiten Teil seiner Bitte erfüllen.

http://www.beat-richner.ch/Assets/richner_donation.html

Weiter Informationen zu den Kantha Bopha Krankenhäuser findet ihr unter: www.beat-richner.ch

https://photos.app.goo.gl/GcWAWF5cnJGRzsPbA



Angkor Wat – oder Tempel ohne Ende

8 02 2012

1.Februar – 6. Februar 2012

Nach fast 30 Jahren Krieg und Schreckensherrschaft sehnt sich Kambodscha nach einem Neuanfang und Normalität. Bei der Suche nach Identität besinnt sich das Land auf seine lang verschüttete Kultur. Symbol dafür: Die Tempelanlagen von Angkor Wat.
Kambodscha ein berauschendes und entzückendes Land mit einer glorreichen Vergangenheit, einer tragischen Gegenwart und einer noch ungewisseren Zukunft.
Die Hauptstadt von diesem Land, welches sich über eine Fläche von 181‘040 km2 erstreckt, ist Phnom Penh. Die 15 Millionen Einwohner des Landes sprechen die Amtssprache Khmer und bezahlt wird hier ausnahmsweise mit 2 Währungen dem US-Dollar und mit Riel (Riel 4‘500.- = CHF 1.-).

Am 1. Februar haben wir Laos verlassen um nach Kambodscha weiterzureisen. Wir sind per Boot und Bus zum Grenzübergang Voen Kham (Laos) / Dom Kralor (Kambodscha) gefahren. Dort hiess es in brütender Hitze 2 Stunden aufs Visum warten und dann nochmals eine Weile auf den Bus nach Kratie. Leider reichte ein Bus für all die wartenden Leute nicht aus, die alle nach Kratie, Phnom Penh oder Siem Reap reisen wollten. Eigentlich sah man das mit blossem Auge aber wie das hier halt so ist, wurde kein zweiter Bus organisiert, sondern um das Platzproblem zu beheben, lösten die Herren der Busgesellschaft dies wie folgt: Etwa 15 Leute hatten das Vergnügen im Gang des Busses auf einem „Plastikschämeli“ Platz zu nehmen. Ich sage nur, es ist von Vorteil, wenn man zu zweit reist und man sich aufteilen kann, dass jemand das Gepäck einlädt und die andere Person die Plätze reserviert. Die Busfahrt war lang und dauerte wieder einmal viel länger als uns gesagt wurde aber irgendeinmal gegen Abend erreichten wir die Stadt Kratie. In dieser Stadt legten wir einfach einen Zwischenstopp ein, da wir nicht die ganze Reise nach Siem Reap an einem Stück zurücklegen wollten. Wir bereuten die Entscheidung nicht und waren froh nach 10 Stunden unterwegs sein, einfach zu duschen und etwas zu essen. Am nächsten Morgen um 07.00 Uhr hiess es aber bereits wieder ab in den Bus und weiter nach Siem Reap. Die Busfahrt dauerte dann auch nochmals 11 Stunden. Kilometermässig sind die Strecken gar nicht so lang aber eben, die Strassen sind hier in einem anderen Zustand als bei uns zu Hause und so braucht man halt für alles ein wenig mehr Zeit.

Siem Reap ist die zweitgrösste Stadt des Landes und beheimatet das 8. Weltwunder, die Tempel von Angkor, welches das grösste religiöse Bauwerk der Welt ist, das jemals durch Menschenhände geschaffen wurde. Die Tempel von Angkor, der Hauptstadt von Kambodschas altem Khmer-Reich, wurden während dem 9. und dem 13. Jahrhundert erbaut. Hunderte von Tempeln, die bis heute erhalten blieben, bilden lediglich das Skelett des gewaltigen politischen, religiösen und sozialen Zentrums eines Reichs, das sich von Myanmar bis Vietnam erstreckte, und bereits 1 Mio. Einwohner zählte, als in der kleinen Stadt London erst 50‘000 Menschen lebten. Da wir 5 Tage in der Stadt verweilten, kauften wir uns einen 3-Tagespass um einige dieser Tempel zu besichtigen. Eines muss ich bereits vorneweg nehmen, ich halte mich kurz mit der Beschreibung aller Tempel sowie der Geschichte über Angkor Wat. Es gäbe einfach zu viel zu schreiben und wäre mit der Zeit dann auch nicht mehr so interessant zum Lesen :-).

Am Freitag schwangen wir uns auf die Fahrräder, welche wir von unserem Guesthouse zur Verfügung gestellt bekamen und machten uns auf den Weg um Angkor Wat zu sehen. Entlang der Strasse zu den Tempeln fuhren wir an etlichen teuren Hotels vorbei. 5-Stern Hotels in diesem Land zu sehen, wo 80% der Bevölkerung etwa USD 0.50 pro Tag verdienen, ist irgendwie absurd und unreal. Doch eben, was macht man nicht alles für den reichen Tourist. Ebenfalls an dieser Strasse befindet sich das Kinderspital Kantha Bopha / Jayavarmann VII des Schweizer Kinderarztes Dr. Beat Richner.
Die Idee Angkor Wat zu sehen, teilten wir mit ganz vielen anderen Schaulustigen, die über die Steinbrücke des Wassergrabens zum Haupteingang strömten. Bereits von weitem konnten wir die Türme der riesigen Tempelanlage sehen, die sich nun direkt vor unseren Augen befand. Viele spektakuläre Bauwerke bestaunten wir in den letzten Monaten und keines kann man wirklich miteinander vergleichen. Es ist unglaublich was der König Suryavarman II anfangs bis Mitte 12. Jahrhundert zu Ehren seiner Schutzgottheit Vishnu und als seinen Grabtempel errichten liess. Die Anlage ist so gross, dass man einige Tage hier verbringen könnte. Die Tempel sind aus Sandsteinen geschaffen worden, welche aus einer Entfernung von 50 km hierhin transportiert wurden. Wie der Transport stattgefunden hat, bleibt wohl für immer ein ungelüftetes Geheimnis. In die Steine wurden etliche Skulpturen und Verzierungen in allen Grössen und Formen geritzt.
Nach 2 Stunden machten wir uns dann auf zum nächsten Tempel Ta Prohm. Dieser zählt zu Angkors beliebtesten Attraktionen. Der Tempel diente als Filmkulisse für den Film Tomb Raider. Die Tempel liegen ja im Dschungel, doch die meisten Anlagen befreite man von Bäumen, Wurzeln und Sträuchern. Nicht so Ta Prohm dort liess man der Natur zum Teil noch freien Lauf. Zum Schluss dieses Tages stoppten wir noch beim Tempel Banteay Kdei welcher eine ähnliche Bauweise wie Ta Prohm hat. Völlig erschöpft von der Hitze sowie der Besichtigungen machten wir uns gegen Abend auf den Rückweg. Am Abend trafen wir uns noch mit Bianca und Sonja, 2 deutsche Mädels, die mit uns in Chiang Mai den gleichen Kochkurs absolviert hatten.

Am Samstagmorgen klingelte der Wecker für uns noch fast mitten in der Nacht. 04.30 Uhr zeigte das Handydisplay an. Der Grund für diese ausserordentliche Frühaufsteher-Aktion war; Sonnenaufgang bei Angkor Wat. Für den ganzen Tag hatten wir uns ein Tuk Tuk inkl. Fahrer gemietet. Jetzt hiess es zu Angkor brausen und hoffen, dass es keine Wolken am Himmel hat oder vielleicht nur ein paar wenige. Mit ein paar Hundert anderen Schaulustigen warteten wir eine Stunde bis es zu dämmern begann. Es wurde immer heller doch die Sonne blieb hinter der dichten Wolkendecke verborgen. Ja nu, auch wir haben nicht immer Glück bei solchen Aktionen. Nachdem war unser Fahrer Pin so nett und chauffierte uns zurück zum Guesthouse, damit wir frühstücken konnten :-). Gestärkt machten wir uns auf zur Hardcore-Tempelbesichtigungs-Tour. Wie bereits erwähnt verschone ich euch mit detaillierten Beschreibungen zu jedem einzelnen Tempel, sondern gebe nur einen kurzen Überblick welche wir alle besucht haben, sonst würde dieser Artikel nie fertig werden. Zuerst ging’s zu Angkor Thom. Hinter der ehemaligen Khmer Hauptstadt verstecken sich einige erstaunliche und bedeutende Monumente, darunter Bayon, Baphoun, die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs. Als nächstes waren dann die Tempel Preah Khan, Neak Pean, Ta Som und East Mebon an der Reihe. Um 14.00 Uhr gaben wir auf und wollten für heute keine Tempel mehr zu Gesicht bekommen und baten unseren Fahrer Pin höflich uns freundlicherweise zurück ins Guesthouse zu fahren. Um 16.00 Uhr hatten wir noch mit Pip, Tom (unsere englischen Reisepartner die wir seit Vang Vieng nicht mehr gesehen haben trotz der gleichen Reiseroute), Bianca und Sonja vor dem Kinderspital Kantha Bopha abgemacht. Warum wir uns gerade dort trafen, erzählen wir euch in einem separaten Bericht, welcher in den nächsten Tagen aufgeschaltet wird.

Am Sonntag wollten wir nichts von Tempeln wissen und schliefen erstmals aus, bevor wir mit dem Fahrrad in die Stadt fuhren. Die Stadt hatten wir bis jetzt nur bei Nacht zu Gesicht bekommen und da es ja noch ein paar Märkte zum abklappern gab, erledigten wir unsere Souvenireinkäufe auch gleich noch. In Kambodscha gibt es mittlerweile viele kleine Projekte die von Westlichen geführt werden, um vor allem den Kindern dieses Landes zu helfen. Seit Mitte Dezember 2011 gehört auch „Dragonfly – Ein Projekt für Kambodschas Jugend“ dazu. Der Dragonfly – Förderverein wurde durch die Initiatoren Paul und Sara Wallimann ins Leben gerufen. Das erste Projekt heisst Haven, zu welchem wir nun gefahren sind. Das Projekt ist ein Zufluchtsort für volljährige Waisen, die das Waisenhaus verlassen müssen und nirgendwo sonst unterkommen. HAVEN, was übersetzt Hafen, Zufluchtsstätte, Oase bedeutet, bietet den Waisen eine Unterkunft, Verpflegung, medizinische Versorgung sowie Arbeit und eine Ausbildung in der Gastronomie. Wir waren mittlerweile auch hungrig vom Shoppen und von dem vielen NEIN sagen zu den aktiven Verkäufern, die uns immer irgendetwas verkaufen wollten und so hiess das Motto dann: „Essen für einen guten Zweck“! Die Speisekarte ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet auch einige westliche Gerichte. Wir entschieden uns dann für ein Cordon Bleu 🙂 welches einfach vorzüglich schmeckte. Die jungen Leute sind auch sehr bemüht ihre Kundschaft zufrieden zu stellen, indem sie die Gedecke korrekt aufdecken und die Gerichte schön angerichtet werden. Diese Projekt ist eine ganz gute Sache und wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet oder einmal in der Stadt seit, geht vorbei und geniesst ein tolles Essen für einen guten Zweck http://www.havencambodia.com und http://dragonflycambodia.org. Am Abend trafen wir uns nochmals mit Pip und Tom, da die zwei die Stadt bereits einen Tag vor uns wieder verlassen werden. Wahrscheinlich werden wir uns dann wieder irgendwo in Vietnam sehen oder hoffen es zumindest, da sie etwas weniger Zeit für dieses Land eingeplant haben als Bidu und ich.

Dann stand schon wieder der letzte Tag in Siem Reap vor der Tür. Wir entschieden uns nochmals mit dem Fahrrad zum Ta Prohm Tempel rauszufahren, um diesen nochmals etwas genauer anzuschauen. Dann war aber definitiv Schluss mit Tempelbesichtigungen und somit liessen wir den Tag in der Stadt ausklingen. Manchmal braucht man auch einfach etwas Zeit für sich alleine, damit die vielen Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen verarbeitet werden können.

Die Weiterreise führte uns am Dienstag weiter in die Hauptstadt nach Phnom Penh. Hier werden wir ein paar Tage verweilen und wagen uns etwas hinter die Geschichtsbücher dieses Landes.

Wir schicken euch etwas Wärme in die eisig kalte und verschneite Heimat und hasta pronto
Eliane, Beat und Grumo

https://photos.app.goo.gl/iKCNzuzocqoJQsTy8